Bild nicht mehr verfügbar.

Über den Flughafen Beirut werden Bürger Saudi-Arabiens, Kuwaits und Bahrains demnächst eher aus- als einreisen.

Foto: REUTERS/Mohamed Azakir

Riad/Beirut – Nach der Rücktrittsankündigung des libanesischen Ministerpräsidenten Saad al-Hariri hat Saudi-Arabien seine Bürger aufgefordert, das Land zu verlassen. Sie sollten "angesichts der Lage" so schnell wie möglich ausreisen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Donnerstag unter Berufung auf das Außenministerium in Riad. Genauere Gründe wurden nicht genannt. Auch das Emirat Kuwait und Bahrain forderten ihre Bürger dazu auf, den Libanon zu verlassen.

Im Machtkampf sucht Hariri offenbar internationalen Beistand. Seinem Büro zufolge traf er am Donnerstag in Saudi-Arabien den französischen Botschafter. In den Tagen zuvor habe er bereits Kontakt zu diplomatischen Vertretern der Europäischen Union, Großbritanniens und der USA aufgenommen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reiste noch am Donnerstagabend überraschend nach Saudi-Arabien, um dort mit Kronprinz Mohammed bin Salman über die Krise im Libanon und den Jemen-Konflikt zu sprechen.

Angst um sein Leben

Hariri hatte am Wochenende von Saudi-Arabien aus völlig überraschend seinen Rücktritt als Regierungschef des Libanons angekündigt. Er fürchte um sein Leben, erklärte Hariri und verwies auf den Tod seines Vaters. 2005 war der damalige Regierungschef Rafik al-Hariri bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen. Hariri warf dem Iran und der mit ihm verbündeten libanesischen Hisbollah vor, Zwietracht in der Region zu schüren. Die Hisbollah gehörte bisher der von Hariri geführten Regierung an. Der libanesische Präsident Michel Aoun akzeptierte Hariris Entscheidung nicht und fordert seine Rückkehr.

Nach der Ankündigung streuten Medien Gerüchte, Hariri stehe in Riad unter Hausarrest. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte am Donnerstagabend libanesische Regierungsvertreter, die ebenfalls davon ausgingen, dass Hariri in Saudi-Arabien festgehalten werde. Der Politiker pflegt enge Kontakte zum sunnitischen Königreich. Saudi-Arabien sieht die Hisbollah-Schutzmacht Iran als Erzrivalen in der Region und bekämpft sie.

Im Libanon herrscht ein fragiles politisches Gleichgewicht zwischen den vielen unterschiedlichen Konfessionen. Immer wieder gibt es Sorgen, in dem Land könnte ein neuer blutiger Konflikt ausbrechen. Zwischen 1975 und 1990 tobte dort ein Bürgerkrieg. 2006 kam es zu einem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah. (APA, 9.11.2017)