Die Woche wird Theresa May wohl länger im Kopf herumspuken. Zumindest muss sie das hoffen. Denn wenn ihr bald eine noch schlechtere die Erinnerung an diese nimmt, dann steht sie sicher nicht mehr lange an der Spitze ihrer Regierung. Zunächst trat vor einer Woche Verteidigungsminister Michael Fallon zurück. Er verfing sich im Netz der Affären um sexuelle Belästigung, die zwar alle Parteien betreffen, die Tories aber besonders stark. Nun kostet ein Skandal um eigenmächtige Treffen mit Israels Regierung Entwicklungsministerin Priti Patel ihr Amt.

Beides betrifft die Verhandlungen über den Brexit nicht direkt. Gewissermaßen ist nun sogar ein Gleichgewicht erreicht: Fallon war einst Brexit-Gegner, Patel sprach jenen das Wort, die harte Schritte gegen Brüssel verlangen. Doch eine Ablenkung ist das Chaos in der Regierung allemal – zu einem Zeitpunkt, an dem May mit der grundsätzlichen Uneinigkeit ihres Kabinetts ohnehin schon schwer beschäftigt ist. Neuwahlen wären dafür keine Lösung – sie würden den straffen Fahrplan endgültig aus den Fugen geraten lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es keinen oder nur einen schlechten Deal für den EU-Ausstieg gibt, steigt so.

Wer sich in Europa freut, dass das Brexit-Votum in London so viel Unbill verursacht, sollte sich auch Folgendes vor Augen halten: Wenn die Unruhe im britischen Kabinett die Verhandlungen über den Haufen wirft, müssen beide Seiten mit höheren Zöllen und Handelsausfällen leben. (Manuel Escher, 9.11.2017)