Tel Aviv – Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist nach Medienberichten bereits zum fünften Mal wegen Korruptionsvorwürfen von der Polizei befragt worden. Ermittler kamen am Donnerstag in seinen Wohnsitz in Jerusalem, schrieb die Zeitung "Haaretz". Die Polizei wollte sich nicht dazu äußern.

Netanyahu steht wegen der Ermittlungen seit Monaten unter Druck. Das israelische Fernsehen hatte unter anderem berichtet, ein befreundeter israelischer Hollywood-Produzent habe Netanjahu und seiner Frau Sara über Jahre Zigarren und Champagner im Wert von Hunderttausenden von Schekeln (ein Euro ist rund vier Schekel wert) geliefert. Es handle sich um illegale Schenkungen. Netanjahu dementiert, sich unredlich verhalten zu haben.

Vorwurf der Medienbeeinflussung

In einem weiteren Fall geht es um den mutmaßlichen Versuch Netanjahus, Einfluss auf die Medienberichterstattung in Israel zu nehmen. Er soll Arnon Moses, dem Herausgeber der auflagenstärksten kostenpflichtigen Zeitung Israels, "Yedioth Ahronoth", einen Deal angeboten haben.

Netanjahu soll Moses vorgeschlagen haben, die Aktivität des Konkurrenzblattes "Israel HaYom" einzuschränken, falls "Yedioth Ahronoht" ihre sehr regierungskritische Linie ändere. "Israel HaYom" gilt als Sprachrohr Netanjahus.

Aktuell treibt Israels rechts-religiöse Regierung einen umstrittenen Gesetzesentwurf voran, demzufolge die Polizei nach Ermittlungen keine Anklageempfehlung mehr aussprechen darf. Das Gesetz passierte am Mittwoch eine Vorabstimmung im Parlament. Nach Medienberichten versucht der für die Initiative verantwortliche Abgeordnete von der Regierungspartei Likud, mit dem Gesetz eine Anklage gegen Netanjahu zu verhindern. (APA, 9.11.2017)