Mehr als 50 Stunden Ringen um einen Lohnabschluss für die Metaller sah man den Gewerkschaftern Rainer Wimmer (links) und Karl Dürtscher an.

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Wien – Der Streikbeschluss des ÖGB und vor allem der Druck der anderen Fachverbände der Metallindustrie haben gewirkt: Nach sechs Stunden Verhandlungen gab es am Donnerstagabend einen Abschluss für die 130.000 Metallarbeiter und Industrieangestellten der Metalltechnischen Industrie: Ist- und Mindestlöhne werden per 1. November um drei Prozent angehoben, detto die Lehrlings- und Aufwandsentschädigungen.

Damit haben Produktions- und Privatangestelltengewerkschaft ihre Forderung nach einem Dreier vor dem Komma durchgebracht. Die Arbeitgeber rund um ihren Chefverhandler Johannes Collini hatten zuletzt nur 2,5 Prozent Ist-Lohnerhöhung geboten, was die Arbeitnehmervertreter mit Betriebsversammlungen und Streikdrohungen konterten.

Einigung bei den Verhandlungen für den Metaller-KV ("ZiB 24")
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Beigelegt wurde auch der Streit um die Anrechnung von Karenzzeiten. Statt 16 Monaten sind es nun 22. Aufwandsentschädigungen werden um 1,9 Prozent angehoben, was im Prinzip die Abgeltung der Inflation darstellt, die auf 1,7 Prozent vorausgesagt wird.

Kritik an Tonfall

Arbeitgeber-Sprecher Christian Knill bezeichnete den Abschluss als sehr kräftig, er stelle einen deutlichen Lohn- und Gehaltssprung dar. Die Branche koste er in Summe 180 Millionen Euro. Daher sehe man diesen Abschluss, um den man mehr als 50 Stunden gerungen habe, sehr "zwiespältig" und "desillusionierend". Zeitweise sei man am Rande der Verzweiflung gestanden. Vor allem an der Tonalität störten sich die Industrievertreter, der provokante Ton sei für partnerschaftliche Verhandlungen nicht in Ordnung. Damit habe man der Sozialpartnerschaft auf Kollektivvertragsebene wohl keinen guten Dienst erwiesen. Daher sei die heurige Herbstlohnrunde mit Sicherheit kein Ruhmesblatt, stellte der Obmann der 1.200 Metallverarbeitungs- und Maschinenbauunternehmen klar.

Karl Dürtscher von der Privatangestelltengewerkschaft nahm diesen Ball auf und konterte: "Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück." Es sei klar eine Taktik des Verschleppens und Verzögerns verfolgt worden. Deshalb habe man in der fünften Runde keinen Abschluss erzielen können. Die Folge war der Abbruch der Verhandlungen und ein Streikbeschluss des ÖGB.

"Ziel erreicht"

"Wir haben unser Ziel erreicht", stellte Produktionsgewerkschaftschef Rainer Wimmer klar. "Wir haben vier Prozent gefordert, damit wir drei Prozent bekommen." Der monatliche Mindestlohn der Branche steigt damit auf 1.848,08 Euro. Da das Wirtschaftswachstum nächstes Jahr mit 2,7 Prozent prognostiziert wird, stellt der Abschluss einen Anteil am Produktivitätsfortschritt sicher.

Erleichterungen gibt es bei der Wochenendarbeit. Viermal im Jahr können Unternehmen kurzfristig Aufträge abarbeiten, auch wenn die Mitarbeiter dabei die maximale Wochenarbeitszeit überschreiten. Fortgesetzt wird das Zeitkontenmodell, mit dem sich die Unternehmen Überstundenzuschläge ersparen. In guten Zeiten werden Mehrstunden angehäuft und bei schwächerer Auftragslage abgebaut. Letztere ist vorderhand nicht in Sicht, die Auftragsbücher sind voll. (ung, 9.11.2017)