Nach dem Schiffbruch am Montag wurden bisher fünf Leichen geborgen.

Foto: APA/AFP/ALESSIO PADUANO

Tripolis/Rom – Nach einem Schiffbruch vor der libyschen Küste am Montag, bei dem laut Augenzeugen 50 Menschen ums Leben gekommen sein sollen, werden schwere Vorwürfe gegen die libysche Küstenwache erhoben. Deren Personal sei brutal gegen die Flüchtlinge vorgegangen, viele Menschen seien ertrunken, berichteten Überlebende.

Der Rettungseinsatz der deutschen Hilfsorganisation Sea Watch und eines Boots der libyschen Küstenwache geriet außer Kontrolle, wie von italienischen Medien veröffentlichte Bilder zeigten. "Die Libyer haben unseren Rettungseinsatz, wie sie nur konnten, erschwert. Sie haben uns sogar mit Kartoffeln beworfen", berichtete der italienische Helfer Gennaro Guidetti, der sich an Bord des Schiffes von Sea Watch befand.

Menschen sprangen von Küstenwache-Boot ins Meer

Im Gespräch mit der Zeitung "La Repubblica" berichtete Guidetti, dass Flüchtlinge, die an Bord des Bootes der libyschen Küstenwache genommen wurden, brutal mit Knüppeln geschlagen worden seien. Viele von ihnen seien ins Wasser gesprungen, um das Schiff der deutschen Helfer zu erreichen. Dabei seien dutzende Menschen ertrunken. "Dieser Anblick war herzzerreißend. Schuld daran sind wir Italiener und wir Europäer, die die libysche Küstenwache finanzieren", so Guidetti. Die Libyer hatten bereits am Dienstag die Vorwürfe zurückgewiesen.

Von der Tragödie hatten am Montag zuerst die Seenotretter von Sea Watch berichtet, die von der italienischen Küstenwache zu den Menschen in Seenot geschickt worden waren. 58 Überlebende des Schiffes konnten in Pozzallo auf Sizilien ans Land gehen, 45 weitere wurden nach Libyen zurückgeführt. Fünf Tote wurden geborgen. Die Polizei im sizilianischen Ragusa sprach von rund 50 Toten. (APA, red, 10.11.2017)