Die gelben Leihfahrräder stehen meist dort, wo sie Fußgängern den Raum nehmen.

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Grundsätzlich ist es ja gut, wenn in der Stadt mehr Menschen mit dem Rad fahren. Weil so irgendwann vielleicht auch dem autofixiertesten Benzinbruder auffällt, dass es reichlich ineffizient und teuer ist, 75 Kilo Mensch mit eineinhalb Tonnen Auto in der Stadt zu bewegen. Wenn dann auch noch alle Wartungs-, Abstell- und Diebstahlsorgen wegfallen ... eh schon wissen. Auch deshalb boomen (Quasi-)Gratisleihradsysteme in Städten: Aus zwei Parkplätzen werden 15 Biketerminals – und alle haben etwas davon.

Parkraum Gehsteig

Wien ist aber anders. Denn um das höchste städtische Gut – den urbanen Parkraum – ja nicht zu beschneiden, stehen die Bike-Entlehn-Terminals hier meist auf dem Gehsteig. Das hat Signalwirkung – auch für andere Rad-Anbieter. Denn auch die gelben China-Leihbikes, die im Sommer wie Heuschreckenschwärme über den öffentlichen Raum kamen, findet man hier: auf dem Gehsteig. Grundsätzlich. Doch im Gegensatz zu den strukturierten Stadt-Rad-Ständen stehen und liegen sie hier planlos. Random und chaotisch. Die Bürger nervt es, doch die Stadt kümmert es nicht. Ergo schlussfolgert das Volk, dass die gelben Räder dort sein und bleiben sollen, wo sie eh schon sind: Man fährt auf dem Gehsteig.

Konflikte

Der Effekt? Verheerend. Statt für eine schnelle, einfache, sozial und ökologisch verträgliche urbane Alternative zum Auto zu werben, machen die gelben Räder genau das Gegenteil: Sie verstärken alle Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern. Und sind – in dieser Form – der perfekte Beweis dafür, dass Städte ohne Radfahrer besser dran sind. (Thomas Rottenberg, 16.11.2017)