Das Rauchverhalten hat sich in Österreich nicht geändert, besagt der aktuelle OECD-Bericht.

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Ausgewählte Gesundheitsthemen im OECD-Vergleich.

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Wien – Eigentlich ist es beschlossene Sache, dass im Mai 2018 ein generelles Rauchverbot in Österreichs Gastronomie in Kraft tritt. Die FPÖ jedoch ist kein Freund davon – und die Frage, ob sich an der Gesetzeslage etwas ändern wird, wohl Teil der Koalitionsverhandlungen (wobei es offiziell noch kein Thema ist). Klar auf dem Tisch liegt seit Freitag aber der "Health at a Glance"-Bericht. Und die Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung stellen Österreich im internationalen Vergleich ein schlechtes Zeugnis für die Entwicklung des Rauchverhaltens aus.

Denn während der Raucheranteil im OECD-Schnitt seit dem Jahr 2000 abgenommen hat, ist er in Österreich auf gleichem Niveau geblieben. In Deutschland, das 2007 ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie eingeführt hat, ist die Anzahl der Raucher seit 2000 deutlich gesunken. "Die Rauchverbote könnten in Österreicher viel strenger sein", stellt die OECD dementsprechend in einer länderspezifischen Kurzzusammenfassung fest.

In nur fünf Ländern (Indonesien, Griechenland, Ungarn, China und Türkei) wird mehr geraucht als in Österreich.
Foto: Health at a Glance 2017/OECD

24 Prozent der Österreicher rauchen täglich (Stand: 2015). Der OECD-Schnitt liegt bei 18 Prozent (14 Prozent der Frauen, 23 Prozent der Männer). Österreich gehört zu den Ländern mit der höchsten Rate an rauchenden Frauen (über 20 Prozent).

In Österreich rauchen überdurchschnittlich viele Menschen und im Vergleich auch besonders viele Frauen.
Foto: Health at a Glance 2017/OECD

Viel Alkohol

Beim Alkoholkonsum nimmt Österreich einen unrühmlichen dritten Platz im OECD-Vergleich ein: So trinkt jeder Österreicher im Schnitt 12,3 Liter puren Alkohol pro Jahr. Die Zahl ist zwar seit 2000 leicht gesunken, in Ländern wie Deutschland, Irland und Dänemark aber deutlich stärker. Der OECD-Schnitt liegt bei neun Litern.

Österreich liegt beim Alkoholkonsum im OECD-Spitzenfeld, weit über dem Schnitt.
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Hohe Ärztedichte

Was der internationale Vergleich der Gesundheitssysteme auch zeigt: Wenn in Österreich von einem Ärztemangel die Rede ist, geht es nicht um einen Mangel an Ärzten generell, sondern wohl um niedergelassene mit Kassenvertrag. Denn mit 5,1 praktizierenden Ärzten und 7,6 Spitalsbetten per 1.000 Einwohner liegt Österreich deutlich über dem Schnitt: Das Land hat gemessen an der Bevölkerungszahl die zweithöchste Ärztezahl und die fünfthöchste Anzahl an Spitalsbetten.

Österreicher am häufigsten im Krankenhaus

Und die Österreicher liegen auch oft in diesen Betten: So bringt die Zahl von 256 Krankenhausaufenthalten (gelistet als "Entlassungen") pro 1.000 Einwohner den absoluten Spitzenplatz, haarscharf vor Deutschland mit 255. Der OECD-Schnitt liegt mit 156 weit darunter. Hochspezialisierte, teure medizinische Einrichtungen werden in Österreich also sehr stark genutzt, kosteneffiziente Primärversorgung dagegen wenig.

Es überrascht daher nicht, dass Österreich überdurchschnittlich viel für die Gesundheitsversorgung ausgibt. 5.227 Euro pro Kopf sind es beziehungsweise 10,4 Prozent des BIP. Der OECD-Schnitt liegt bei neun Prozent des BIP und 4.003 Euro pro Kopf.

Hohe Lebenserwartung

Positives weist der Bericht aber auch aus: So liegt die Lebenserwartung – trotz der schlechten Werte bei Rauchen und Alkoholkonsum – hierzulande mit 81,3 Jahren etwas über dem Schnitt. Die Anzahl der verschriebenen Medikamente ist weit unter dem Schnitt, die Österreicher sind laut dem Bericht auch weniger schwer und seltener übergewichtig – allerdings liegen dafür nur Angaben aus Befragungen und keine Messungen vor. Selbstangaben führen in diesem Fall laut dem OECD-Gesundheitsexperten Michael Müller eher zu geringeren Gewichtszahlen, als Messungen ergeben würden. (Gudrun Springer, 10.11.2017)