Wien/Frankfurt – Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), EZB-Rat-Mitglied Ewald Nowotny, hat in einem Radio-Interview dafür plädiert, sich um einen "geordneten Ausstieg" aus der expansiven Geldpolitik zu bemühen. "Das kann kein Dauerzustand sein", meinte er in der Ö1-Sendung "Saldo", auch wenn das in der Vergangenheit Geschehene richtig gewesen sei. Eine Zinserhöhung sei erst 2019 realistisch.

In der Diskussion bestehe zum Thema Geldpolitik schon "eine gewisse Bewegung", da "immer mehr Kollegen glauben, dass die Kosten der expansiven Geldpolitik den Nutzen übersteigen", so Nowotny. Mit den Bondkäufen habe die Europäische Zentralbank das Vermeiden eines Absackens in die Deflation in der Wirtschaftskrise erreicht, aber "umgekehrt müssen wir jetzt überlegen, dieses Programm wieder langsam zu normalisieren", so der Notenbank-Gouverneur. Das sei auch schon gesehen, indem eine Reduktion der monatlichen Käufe von 60 auf 30 Mrd. Euro beschlossen worden sei.

Natürlich müsse die EZB bei enger Definition von Preisstabilität – eines Inflationsziels von nicht über, aber knapp bei zwei Prozent – so lange Geldpolitik betreiben, bis man bei diesen 1,9 Prozent sei. Er glaube aber, "dass man diese Definition von Preisstabilität nicht so eng sehen sollte. Aber da gibt es unterschiedliche Positionen."

Wann eine Zinswende in der Eurozone kommen könnte? "Realistisch" würde sich "erst 2019 eine Änderung der Zinspolitik" ergeben, wenn man davon ausgehe, dass zunächst das Anleihen-Ankaufsprogramm beendet werden müsse und dann erst auf der Zinsseite etwas gemacht werden könne, meinte Nowotny. (APA, 10.11.2017)