Alle reden von sexueller Belästigung, aber die Belästigungen aus der Digitalwelt sind auch nicht ohne. Der Economist meint in seiner Titelstory, die sozialen Medien seien zu einer ernsthaften Gefahr für die liberale Demokratie geworden, und er untermauert seine kritische Stoßrichtung gegen Twitter und Co mit der Behauptung, dass in den USA inzwischen häufiger auf Facebook gelikt als gefurzt werde. ("The population of America farts about 3m times a minute. It likes things on Facebook about 4m times a minute".)

Die Frage, wie die britischen Kollegen zu ihren Zahlen kommen, ist interessant, wenn auch von zweitrangiger Bedeutung. Entweder verfügen sie über technische Apparaturen zur Messung des entsprechenden Ausstoßes der amerikanischen Bevölkerung, oder aber sie rechnen das Flatulenzgeschehen im Umfeld ihrer USA-Korrespondenten zu einer Gesamtzahl hoch.

Ich vermute, das Zweite ist richtig. Und die Erkenntnis, die sie daraus ziehen, ist kein Schas: In der Hitliste der beliebtesten amerikanischen Entäußerungsformen hat das "Like" im Vergleich zu Vapeurs die Nase heute entschieden vorn.

"Texten" und "kacken"

Aus dem Spannungsfeld zwischen Analität und Digitalität kommt eine weitere brandneue Meldung. Die Langenscheidt-Redaktion sucht nach den Jugendwörtern des Jahres und hat die Vokabel "tacken" aufgestöbert. Das Wort ist eine Kontraktion aus "texten" und "kacken" und bedeutet "Nachrichten schicken, während man auf dem Klo sitzt". "Heute schon tacken gewesen?", titelt die Bild-Zeitung gekonnt.

Dass im Vergleich zu früher, als man auf dem Klo allenfalls gelesen hat, dort heute auch getextet wird, muss zweifellos als zivilisatorischer Fortschritt gewürdigt werden. Wir brauchen zudem dringend neue Wörter, mit denen sich Social-Media-Aktivitäten auf der Toilette beschreiben lassen, beispielsweise "frunzen" (facebooken beim Urinieren) oder "tweißen" (twittern bei der zuvor unter "tacken" beschriebenen Tätigkeit).

Dass das Kommunizieren vom Häusl aus als gutes Benehmen gilt und das Gefallen von Herrn Elmayer fände, ist nicht anzunehmen. Sensiblen Zeitgenossen kommt es immer noch befremdlich vor, wenn während eines Telefonates am anderen Ende der Leitung hörbar die Spülung gezogen wird. Kleiner Trost: Wenigstens ist das Geruchshandy noch nicht erfunden worden. (Christoph Winder, Album, 10.11.2017)