Wien – Ein Kinderfilm aus China findet gewöhnlich nicht seinen Weg in ein österreichisches Kino. Wobei man feststellen muss, dass man dort ohnehin wenig Kindertaugliches findet, das nicht deutscher oder US-amerikanischer Herkunft ist. Insofern ist nicht nur Shi Tou – Steinkopf von Zhao Xiang eine Besonderheit, sondern auch das traditionell im November stattfindende Internationale Kinderfilmfestival.

Der chinesische Kinderfilm "Shi Tou – Steinkopf von Zhao Xiang" handelt vom Aufwachsen ohne Eltern, die als Wanderarbeiter durchs Land ziehen müssen.
Foto: Kinderfilmfestival

Doch es wäre falsch, diese kleinen, fast ausschließlich für den nationalen Markt bestimmte Filme mit US-Animationsblockbustern und Familienfilmen zu vergleichen – die einen erfüllen ihren Zweck ebenso wie die anderen. Und nach welchen Kriterien der Erwachsenenblick die "guten" von den "schlechten" Kinderfilmen zu unterscheiden vermag, sei dahingestellt. Im Grunde funktioniert das nämlich so wie beim Kino für die Großen: Wichtig ist das breite Angebot.

Für ein solches setzt sich bereits zum 29. Mal das Kinderfilmfestival ein, das ab Samstag an vier Wiener Spielstätten sowie in Graz, Liezen, Kapfenberg und in Linz eine Auswahl aktueller Produktionen präsentiert. Sechzehn Filme stehen auf dem Programm. Brasilien, Finnland, Frankreich, Mexiko, Deutschland, Norwegen, Burkina Faso und selbstverständlich die im Kinderfilm progres siven Niederlande steuern Arbeiten bei, teilweise ist man ab fünf Jahren dabei, mitunter – wie etwa im französischen Was für eine Familie! – kann man ab zwölf auch gerne seine eigene Patchworkfamilie zu deren Vorteil mitbringen.

MIFF

Was fast alle Filme dennoch auf die eine oder andere Weise als Botschaft vermitteln, sind jene Werte, die besonders dieser Tage anstünden: Toleranz, Loyalität, Vernunft. Wenn es in Steinkopf darum geht, dass der Klassenprimus einen Fußball geschenkt bekommt und meint, dass dieser ihm allein zustünde, während die Schulkollegen behaupten, ein Ball sei zum Spiel für alle da – dann haben hier zum Beispiel beide Parteien recht. Denn so etwas ist möglich. Dass die Kinder in diesem chinesischen Dorf ohne Eltern, die als Wanderarbeiter unterwegs sind, aufwachsen, haben nicht sie entschieden. Doch was sie entscheiden können, das gilt es zu respektieren. (Michael Pekler, 10.11.2017)