Die Debatte über die Rückkehr des Wolfes nach Österreich wird selten sachlich geführt. Dabei gibt es in Deutschland Modelle, an denen sich ein Wolfsmanagement orientieren könnte.

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Wien – 15 bis 20 Tiere erhitzen die Gemüter einiger Bauern und Jäger. So viele Wölfe sollen mittlerweile wieder in Österreich unterwegs sein. Über die Schäden, die diese einst bereits ausgerotteten Tiere anrichten, geht die Meinung von Landwirten, Tierschützern und Wissenschaftern auseinander.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Wolf für den Menschen kaum gefährlich, betonte der Verhaltensforscher und Wolfsexperte Kurt Kotrschal am Montag im Ö1-"Morgenjournal" erneut: "Das ist hauptsächlich irrational." Es kämen aber vereinzelt Nutztiere zu Schaden.

Entschädigung nach deutschem Modell

Die Zahlen sind jedoch in Relation zu sehen. Laut WWF wurden heuer in Österreich bisher 17 Schafe nachweislich vom Wolf gerissen. Insgesamt waren im Sommer 200.000 Schafe auf den heimischen Almen. Die Landwirte fordern Entschädigungen.

Kotrschal verweist auf ein Modell aus Deutschland: Wenn die Schafhalter in Wolfsgebieten ihre Tiere durch Elektrozäune und Herdenhunde schützen, gibt es bei einem Riss durch Wölfe Entschädigungen. "Wenn sie nichts tun, dann gibt es nichts", so Kotrschal. Der Wissenschafter findet das eine ganz gute Methode, um den Leuten zu zeigen, dass sie nicht wirtschaften können wie bisher.

Rückkehr der Wölfe positiv aufgenommen

In der österreichischen Bevölkerung wird die Rückkehr des Wolfes eher positiv aufgenommen. 84 Prozent halten den Wolf für einen wesentlichen Bestandteil der heimischen Natur, 82 Prozent sind der Meinung, dass ein friedliches Zusammenleben grundsätzlich möglich ist. Das geht aus einer Befragung von 1.000 Personen durch den WWF hervor, die Ende September veröffentlicht wurde.

Die Mehrheit lehnt demnach sogar wolfsfreie Zonen und Abschüsse der streng geschützten Tiere ab. Auch die Jäger unter den Befragten hätten sich dieser Einstellung angeschlossen, so der WWF.

Andere Tiere neben uns hätten auch ein Lebensrecht, betont Kotrschal. Wollte man die Alpen wolfsfrei halten, müsste man sie ununterbrochen schießen. Er weist in diesem Zusammenhang auch auf eine Doppelmoral hin: So würden wir zugleich afrikanische Länder verpflichten, "oft unter großen Opfern", ihre Elefanten zu schützen.

Wolfspopulation in Deutschland wächst rasant

Deutschland hat die am schnellsten wachsende Wolfspopulation weltweit. Etwa 60 Rudel mit 500 Wölfen gibt es dort wieder.

Der WWF fordert eine Versachlichung der Debatte. Zu polemisch und populistisch sei das Thema bisher in Österreich diskutiert worden. Auch der Herdenschutz habe hier lediglich "auf Sparflamme" stattgefunden. (Julia Schilly, 13.11.2017)