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Der britisch-iranischen Doppelstaatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe wird vorgeworfen, das iranische Regime stürzen zu wollen.

Foto: REUTERS/Handout

London – Die britische Regierung erwägt diplomatischen Schutz für die Britin Nazanin Zaghari-Ratcliffe, die derzeit im Iran inhaftiert ist. Die Überlegung sei "eine Option" und Teil der Bemühungen, Zaghari-Ratcliffes Freilassung sicherzustellen, sagte ein Sprecher der britischen Premierministerin Theresa May am Montag.

Der britische Außenminister Boris Johnson hatte Zaghari-Ratcliffe zuvor in Schwierigkeiten gebracht, als er sagte, die 38-Jährige habe bei ihrem Iran-Besuch doch lediglich Journalisten ausbilden wollen. Die Äußerungen Johnsons lieferten den iranischen Behörden den Grund, Zaghari-Ratcliffe erneut wegen Propaganda anzuklagen – ihr drohen nun fünf weitere Jahre Haft.

Private Reise

Sie selbst, ihr Ehemann Richard Ratcliffe und ihr Arbeitgeber, die Thomson-Reuters-Stiftung, erklärten, sie sei mit der Tochter rein privat in das Land gereist, um ihre Eltern zu besuchen. Das ist nun auch die Position der britischen Regierung, die versucht, Johnsons Äußerungen (und auch jene von Umweltminister Michael Gove, der Ähnliches von sich gab) zurechtzurücken: "Sie war dort auf Urlaub. Es gab keinen anderen Grund", betonte Mays Sprecher am Montag.

Johnson sah sich wegen seiner Äußerungen mit Rücktrittsaufforderungen konfrontiert. Zaghari-Ratcliffes Ehemann Richard Ratcliffe sprach sich allerdings dagegen aus und bezeichnete Johnsons Rücktritt als "nicht hilfreich".

Johnson entschuldigt sich

"Es tut mir natürlich Leid, wenn meine Worte so sehr aus dem Kontext gerissen und ausgelegt wurden, dass sie der Familie von Nazanin Zaghari-Ratcliffe Sorge bereitet haben", sagte Johnson. Er kündigte an, noch in diesem Jahr nach Teheran reisen zu wollen, um sich für eine Freilassung Zaghari-Ratcliffes einzusetzen. "Wir alle wollen sie wieder Zuhause in Sicherheit sehen", sagte Johnson am Dienstag, als er sich erneut für seine Äußerungen entschuldigte. Eine "britische Mutter festzuhalten" würde "einen Schatten" über die Beziehungen zwischen dem Iran und Großbritannien werfen.

Die iranisch-britische Doppelstaatsbürgerin war im April 2016 mit ihrer 18-Monate alten Tochter am Flughafen Teheran verhaftet worden. Sie wurde beschuldigt, das iranische Regime stürzen zu wollen, und zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Zunächst war im Zusammenhang mit den neuen Bemühungen Großbritanniens in dem Fall noch von "diplomatischer Immunität" die Rede gewesen, unter der diplomatisches und konsularisches Personal nicht strafrechtlich verfolgt werden kann. "Diplomatischer Schutz" beinhaltet friedliche Mittel zur Beilegung eines Konflikts – meist etwa eine offizielle Anfrage zu Verhandlungen zwischen den beiden Ländern, die die Freiheit eines Staatsangehörigen sicherstellen soll. (maa, 13.11.2017)