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Bei der Gedenkfeier ließen die Gäste bunte Luftballons in den Himmel aufsteigen.

Foto: AP/Wojazer

Paris – In aller Stille hat Frankreich am Montag der 130 Toten und mehr als 350 Verletzten der islamistischen Anschläge vor zwei Jahren gedacht. Präsident Emmanuel Macron und sein Vorgänger François Hollande besuchten die sechs Pariser Anschlagsorte und erinnerten an die Opfer mit Schweigeminuten und Kränzen. Vonseiten der Hinterbliebenen wurde allerdings auch Kritik laut.

Die Gedenkfeiern begannen vor dem Stade de France im Pariser Vorort Saint-Denis, wo Macron gemeinsam mit Bürgermeister Laurent Russier ein Blumengebinde vor einer Gedenkplakette für den ersten Toten der Anschläge niederlegte.

Weitere Gedenkzeremonien

Vor einem Eingang des Stadions hatte sich am Abend des 13. November 2015 während des Spiels zwischen Deutschland und Frankreich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und den Busfahrer Manuel Dias getötet, der Fußballfans vor dem Stadion abgesetzt hatte. Er war das erste Opfer der Anschlagsserie, zu der sich der IS bekannte.

Im Anschluss nahmen Macron und Hollande an weiteren Gedenkzeremonien vor Restaurants und Cafés im Zentrum der französischen Hauptstadt teil. Daran beteiligten sich auch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, Macrons Frau Brigitte und andere Vertreter von Politik und Gesellschaft. Vor den Gaststätten hatten die Islamisten an dem ungewöhnlich milden Novemberabend vor zwei Jahren das Feuer auf Menschen eröffnet, die dort in den Schanigärten saßen.

Kranzniederlegung

Zudem legten Macron und Hidalgo einen Kranz vor der Konzerthalle Bataclan in der Nähe des Platzes der Republik nieder. Die Jihadisten hatten dort ein Konzert der US-Band Eagles of Death Metal gestürmt, zahlreiche Besucher als Geiseln genommen und 90 Menschen getötet. Eliteeinheiten von Polizei und Armee gelang es schließlich, die Konzerthalle zu befreien.

Zum Abschluss der Gedenkzeremonien ließ die Opferorganisation Life for Paris vor dem Rathaus des 11. Bezirks wie im Vorjahr Ballons für alle Opfer der Anschläge aufsteigen. Eine Gruppe von französischen Imamen und anderen muslimischen Gläubigen versammelte sich unterdessen vor dem Eiffelturm und demonstrierte gegen islamistische Gewalt.

"Man hat uns völlig vergessen"

Der Sohn des ersten Anschlagstoten, Michael Dias, nahm anders als im vergangenen Jahr nicht an der Gedenkveranstaltung am Stade de France teil. Er protestiere damit gegen die Abschaffung des von Hollande eingesetzten Generalsekretariats für Opferhilfe durch die Macron-Regierung, sagte er dem Sender BFMTV. Seither gebe es keinen offiziellen Ansprechpartner mehr für die Hinterbliebenen. "Man hat uns völlig vergessen."

Durch den staatlichen Entschädigungsfonds FGTI erhielten bisher mehr als 2.500 Überlebende und Angehörige Unterstützung. Der ausgezahlte Betrag beläuft sich laut dem Fonds auf 64 Millionen Euro.

Hohes Bedrohungsniveau

"Das Bedrohungsniveau ist weiterhin hoch", sagte Premierminister Edouard Philippe dem Radiosender France Inter. Er verwies auf sogenannte Schläfer in Frankreich. Der für die Terrorermittlungen zuständige Staatsanwalt Francois Molins hatte vor einigen Tagen die Hoffnung geäußert, durch die Festnahme von IS-Kämpfern in Syrien und dem Irak mehr Licht ins Dunkel bringen zu können.

Als Drahtzieher der Pariser Anschläge gilt Abdelhamid Abaaoud, ein Belgier marokkanischer Herkunft. Er wurde wenige Tage nach den Attentaten bei einer Razzia der Pariser Polizei getötet. Nach Erkenntnissen der Ermittler gehörte er zu einem weitverzweigten Terrornetzwerk, das auch für die Brüsseler Anschläge mit 32 Toten im März 2016 verantwortlich war.

Der einzige Überlebende der Pariser Terrorkommandos, Salah Abdeslam, sitzt im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses bei Paris ein. Dem in Belgien geborenen Franzosen soll im Dezember in Brüssel ein erster Prozess gemacht werden. Dabei geht es um Schüsse auf Polizisten bei seiner versuchten Festnahme im März 2016. Das Verfahren zu den Pariser Anschlägen ist noch in Vorbereitung. (APA, 13.11.2017)