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Bargeld soll es für Arbeitslose in Deutschland künftig auch in Supermärkten und Drogerien wie Rewe und Rossmann geben.

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Berlin – Arbeitslosengeld gibt es in Deutschland künftig auch im Supermarkt. Das Geld sei für Menschen, die kein eigenes Konto haben oder dringend eine Auszahlung brauchen, sagte ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit (BA). Die BA verbannt damit das Bargeld aus allen Jobcentern und Arbeitsagenturen.

Bis Ende 2018 soll das Verfahren umgestellt sein. Zu den beteiligten Unternehmen gehören Rewe, Penny, Real, DM und Rossmann. Arbeitslose sollen so deutlich mehr Möglichkeiten haben, an Bargeld zu kommen. Der mit Abstand größte Teil des Arbeitslosengelds soll aber wie bisher per Überweisungen an Betroffene gezahlt werden. Die Auszahlung soll eine Ausnahme bleiben.

Im vergangenen Jahr zahlte die Bundesagentur bei 400.000 Vorgängen über ihre eigenen Automaten 120 Millionen Euro Bargeld aus, sagte der BA-Sprecher. Grund für die Umstellung war, dass die rund 300 alten Automaten störanfällig und teuer seien. Die Agenturen mussten dafür bisher 3,2 Millionen Euro pro Jahr aufwenden.

Diskriminierungsfreie Auszahlung

Kritik kam indes von der Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann. Sie warf der BA vor, eine staatliche Aufgabe an Supermärkte zu delegieren. Gerade viele Obdachlose hätten kein eigenes Konto und seien auf die Barauszahlungen angewiesen. Die Bundesagentur müsse gewährleisten, dass über die Jobcenter und Arbeitsagenturen auch Bargeld ausgegeben werden könne. Das Konzept könne allenfalls eine Ergänzung sein für diejenigen, die so ihr Geld erhalten möchten.

Die BA verspricht eine diskriminierungsfreie Auszahlung. Der Zettel soll kein Logo der Arbeitsagentur aufweisen, sodass andere Kunden nicht sehen, dass es sich um eine Sozialleistung handelt. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, ist skeptisch: "Wenn das ein Bescheid mit einem Barcode ist, den man in der Supermarktschlange an der Kasse vorzeigen muss, um Geld ausbezahlt zu bekommen, ist das ein denkbar indiskretes Verfahren", sagte er. Wenn so etwas gemacht werde, müsse "absolute Diskretion" gewährleistet sein, um jede Stigmatisierung auszuschließen. "Uns ist noch nicht klar, wie das in der Praxis funktionieren soll."

Vorschuss

Hierzulande haben im Vorjahr 9.000 Arbeitssuchende einen Vorschuss des AMS in Anspruch genommen, berichtet die "Presse" online. Und sie verweist auf eine zweite Zahl: Derzeit haben 3,7 Prozent der Arbeitslosen kein Bankkonto. Diese Menschen können sich das Geld in der Filialen der Post auszahlen lassen. Dabei wird der Geldbetrag in der Post hinterlegt und die Betroffenen werden darüber informiert.

Wer einen Vorschuss will lässt beim AMS-Berater den gewünschten Betrag auf eine Prepaid-Karte laden. Damit können Arbeitslose den Bargeldvorschuss bei jedem Bankomat abheben. Das hat den Vorteil, dass die Behebung – im Unterschied zur Auszahlung an der Supermarktkasse, wie es derzeit in Deutschland angedacht wird – anonym erfolgen kann. Eine Auszahlung an der Kasse einer Supermarktkette sei in Österreich auch nicht angedacht, so die "Presse". (red, APA, 13.11.2017)