Die Lkw wurden längst rot lackiert, nun braucht die Gemeinschaftsfirma von ÖBB und Quehenberger noch mehr Kundschaft und Transportvolumen, um aus den roten Zahlen zu kommen.

Foto: Quehenberger Logistics

Wien – Q-Logistics, das im Vorjahr geschaffene Joint Venture für Stückguttransporte, kommt nicht vom Fleck. Das Vehikel, in das die ÖBB und das Salzburger Transportunternehmen Augustin Quehenberger im Vorjahr ihre Stückguttransporte eingebracht haben, baut seine Verluste sogar noch aus. Für heuer erwartet die Mehrheitseigentümerin ÖBB-Holding (60 Prozent) einen Verlust vor Steuern (EGT) von bis zu 20 Millionen Euro, erfuhr der STANDARD von ÖBB-Insidern, die den Halbjahresverlust mit rund acht Millionen Euro angeben.

Im Vorjahr – Abspaltung und Verschmelzung der Stückgutsparten beider Konzerne erfolgte bilanztechnisch erst mit Ende 2016 – fuhr das ab Jahresmitte gebildete Gemeinschaftsunternehmen einen Jahresverlust von 10,49 Millionen Euro ein, geht aus der im Firmenbuch hinterlegten Bilanz hervor. Das bei einem Umsatz von 200 Millionen Euro mit rund tausend Mitarbeitern erzielte Ergebnis vor Steuern (EGT) war mit 13,5 Millionen Euro tiefrot.

Unter Erwartungen

Mehrheitseigentümer ÖBB wollte die Fahrt mit großvolumigem Transportgut für den Versandhandel (z. B. Kühlschränke etc.) noch tiefer in die roten Zahlen auf Anfrage des STANDARD nicht bestätigen, dementierte aber auch nicht. "Die Erwartungen der Post-Merger-Integration blieben bis zum heutigen Zeitpunkt unter den geplanten Erwartungen", so ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder in einer Stellungnahme. Allerdings stehe der gesamte Gütertransportmarkt unter hohem Margendruck, habe mit Ressourcenknappheit zu kämpfen. Jedoch sei erkennbar, dass sich der Markt hinsichtlich Mengen positiv entwickle, das Anziehen der Konjunktur sei spürbar und nach Monaten des Mergers baue Q-Logistics ihre Kompetenzen als größter Stückgutlogistiker konsequent aus.

Neue Geschäftsführer sollen Synergien heben

Als Sanierungsmaßnahme entsandten beide Teilhaber Anfang November neue Geschäftsführer in das Joint Venture: Seitens der ÖBB wurde Anna-Theresa Korbutt (bisher Leiterin Konzernstrategie und Unternehmensentwicklung in der ÖBB-Holding) als kaufmännische Chefin zum Problemableger verschoben, der 2015 als European Contract Logistics (ECL) von der ÖBB-Gütertochter RCA in die ÖBB-Holding transferiert worden war. Quehenberger schickte Josef Berner als Vertriebschef ins Rennen, bisher einer von fünf Regionsmanagern bei Q-Logistics – beide freilich nur interimistisch, wie aus der ÖBB-Mitteilung hervorgeht. Korbutt und Berner sollen nun Konsolidierung der Standorte und Harmonisierung der Geschäftsprozesse vorantreiben und vor allem: konkurrierende Standorte zusammenführen. Als Beispiele nannte der ÖBB-Sprecher Innsbruck und Fürnitz, die bereits zusammengelegt wurden, in Graz sei man gerade dabei. Das sei wesentlich für die Qualität. Auch stelle die ÖBB zusätzliche Mitarbeiter zur Beschleunigung des Post-Mergers für Q-Logistics ab.

Vom Ziel weit entfernt

Vom erklärten Ziel der Ausgliederung, der Eindämmung der Verluste durch Hebung von Synergien mit dem Straßengütertransporteur, ist man somit weit entfernt. Damals vermeldete man stolz, der Verlust wurde auf 4,3 Millionen Euro eingedämmt. (Luise Ungerboeck, 14.11.2017)