Einer eher katastrophalen ersten Halbzeit folgte eine gute zweite. Das gefiel auch Teamchef Franco Foda, der sich an einer letztendlich gelungenen Premiere als österreichischer Teamchef erfreuen durfte.

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Dank des Treffers von Louis Schaub konnte ein schmeichelhafter Sieg gegen den Zweiten der Südamerika-WM-Qualifikation eingefahren werden.

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Wien – Mittwochnachmittag war Franco Foda wieder Fußballtrainer in Graz, aus Österreich wurde Sturm, aus Uruguay wird am Sonntag in der Liga Red Bull Salzburg. Er war der felsenfesten Überzeugung, die Spieler nicht zu verwechseln, "auch wenn viele Namen durch meinen Kopf schwirren". Die Ära als Teamchef ist unterbrochen, offiziell fängt der 51-Jährige im Jänner an. Das Debüt ist am Dienstagabend im Wiener Happel-Stadion resultatsmäßig geglückt, 2:1 gegen Uruguay klingt fast faszinierend. Die Leistung war freilich fern jeglicher Genialität, nach der Pause aber zufriedenstellend, darauf kann man aufbauen. Marko Arnautovic sagte: "Nobody is perfect."

Das Länderspieljahr ist geschlagen, die Bilanz liest sich gar nicht so übel, die WM-Endrunde in Russland wurde allerdings klar verpasst: acht Spiele, vier Siege, drei Remis, eine Niederlage (0:1 in Wales), Torverhältnis 11:7. Für sieben Partien zeichnete noch Marcel Koller verantwortlich.

Fazit

Der Deutsche Foda wusste sein Debüt gut einzuschätzen, das Fazit lautete: "Bei der Hymne hatte ich Gänsehaut, es hat viel Spaß und Freude gemacht, ich habe Lust auf mehr. Uruguay ist eine sehr starke Mannschaft. Es war nicht alles so wie vorgestellt."

Vor allem die vier Großchancen der Uruguayer in der ersten Hälfte, von denen nur eine verwertet wurde, machten Foda nachdenklich. "In den ersten zehn Minuten haben wir gut begonnen, aber nach dem Gegentor haben wir leider etwas die Kontrolle verloren und zu einfache Abspielfehler begangen."

Man habe sich in dieser Phase auskontern lassen. "Uruguay ist tief gestanden und hat von unseren Fehlern profitiert. Wir hatten viel Ballbesitz, aber haben den Gegner zu schnellen Gegenstößen eingeladen. Das müssen wir besser machen", so Foda.

Korrektur

Der Teamchef begann mit einer 4-4-2-Formation, Arnautovic agierte zentral, setzte kaum Akzente. Das kollektive Defensivverhalten war ein Jammer, die Südamerikaner wurden zu Gegenstößen eingeladen, vergaben hochkarätige Chancen, der Pausenstand von 1:1 war rational nicht erklärbar. Innenverteidiger Aleksandar Dragovic: "Wir hätten auch 1:4 zurückliegen können." Foda soll in der Halbzeit gar nicht sehr laut geworden sein, er stellte das System einfach auf 4-2-3-1 um. Diese Korrektur ergab Sinn, die Löcher waren gestopft. "Testspiele sind eben zum Testen da. Die zweiten 45 Minuten geben Mut."

Der Teamspieler des Jahres war zweifelsohne Louis Schaub. In den vergangenen vier Partien hat der 22-jährige Rapidler immer entscheidend getroffen. So eine Serie gelang Toni Polster 1995, da wurde Schaub noch gewickelt. Der Durchstarter ist nicht Fodas Idee, Koller hatte ihn bereits eingebaut. Dreimal scorte er als Joker. An der Ästhetik der Treffer könnte noch gefeilt werden, zwei Abstauber, zwei Flanken, die irgendwie den Weg oder Umweg ins Tor fanden. Der Siegesschuss in Minute 87 gegen Uruguay war in dieser Form nicht gewollt, was Foda und Schaub natürlich völlig wurscht war. Nach einer Stunde eingewechselt, wurde Schaub zum auffälligsten Akteur, er riskierte, brachte Schwung in die Aktionen. Foda: "Er bewegt sich gut zwischen den Linien und hat eine gute Antizipation für Räume. Er ist offensiv vielseitig einsetzbar. Ein Spieler, der Spaß macht."

Spezialist Schaub

Schaub ist fast kitschig bescheiden, stellt keine Ansprüche. "Sicher will ich von Anfang an spielen. Doch wenn ich als Joker immer treffe, ist es auch nicht so schlecht." Der Dribblanski ist generell ein Spezialist für internationale, also höhere Aufgaben. Sechs ÖFB-Einsätze, vier Tore. Im Europacup traf er für Rapid in 30 Spielen 16 Mal, in der Liga in 144 lediglich 23 Mal. "Ich muss mich im Alltag steigern."

Die nächsten Länderspiele, nämlich zwei, finden im März 2018 statt. Die Gegner werden erst gesucht, Foda wünscht sich "so starke wie Uruguay". Der ÖFB möchte diesen Wunsch erfüllen, er ist auch eine Frage des Preises. Kapitän Julian Baumgartlinger bat um Geduld. "Der Sieg tut gut, wir brauchen Zeit, haben viel Arbeit vor uns, wollen künftig mutiger und dominanter auftreten."

Franco Foda wird ab Jänner analysieren und planen. "Bis dahin habe ich Sturm Graz im Kopf." (Christian Hackl, 15.11.2017)