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Aus eigener Kraft hat es Asgardia nicht ins All geschafft. Der Satellit wurde mit einem Cygnus-Transporter von Orbital ATK von der Wallops Flight Facility in Virginia gestartet.
Foto: AP Photo/Steve Helber

Washington – Hand aufs Herz: Wer hat schon vom Weltraumkönigreich Asgardia gehört? Es hat weder mit der Hightech-Version der germanischen Götterwelt zu tun, die der Marvel-Verlag für seine "Thor"-Comics geschaffen hat – noch mit den Asgard, die die TV-Serie "Stargate" wider jede Etymologie zum Namen einer Spezies umgemodelt hat.

Die Idee

Asgardia ist der Name einer virtuellen Nation, die der aserbaidschanisch-russische Unternehmer Igor Ashurbeyli ausgerufen hat. Die Proklamation erfolgte, ohne allzu großes Medienecho, am 12. Oktober 2016. Als Begründer der Aerospace International Research Center GmbH in Wien hat der König von Asgardia auch eine Querverbindung nach Österreich.

Die Idee hinter Asgardia ist eine Nutzung des Weltraums abseits der Einschränkungen des 1967 abgeschlossenen internationalen Weltraumvertrags. Dieser bestimmt nicht nur, dass ausschließlich friedliche Nutzungsweisen erlaubt sind und dass andere Himmelskörper nicht in Besitz genommen werden dürfen. Er legt auch fest, dass sämtliche Aktivitäten im Weltraum von staatlichen Regierungen bewilligt werden müssen. Asgardia soll hier mitmischen dürfen, so Ashurbeylis Ziel.

Der schwebende Grundstein

Einen ersten symbolischen Erfolg konnte die Initiative nun tatsächlich verbuchen: die virtuelle Nation hat einen Satelliten ins All bringen lassen. Asgardia-1 reiste – erneut weitgehend unbemerkt – an Bord des am Montag zur ISS gestarteten Cygnus-Frachters mit. Die Cygnus bleibt für einen Monat an der Weltraumstation angedockt, nach dem Ablegen wird sie dann den Nanosatelliten ausbringen.

Der schwebende Grundstein der "Nation" misst 10 x 10 x 20 Zentimeter und ist etwa 2,8 Kilogramm schwer. Er soll für fünf Jahre im Orbit verbleiben. Der Satellit erfüllt keine aktiven Aufgaben, sondern ist im Wesentlichen ein Datenspeicher: Er enthält individuelle Daten von Menschen, die sich als "Bürger" Asgardias gemeldet haben. Laut der Website der Initiative gibt es derzeit etwas über 120.000 Asgardianer. Die relativ größte Gruppe davon stammt aus der Türkei, gefolgt von den USA und China.

Ehrgeizige Pläne

Für die Zukunft träumt Ashurbeyli von Kolonien im All. 2018 plant das Königreich, das gerade seine ersten Parlamentswahlen vorbereitet, aber erst einmal einen Antrag auf Aufnahme bei den Vereinten Nationen zu stellen – die Aussichten dafür dürften überschaubar sein. Im Moment fällt die orbitale Repräsentation Asgardias inklusive der im Satelliten gespeicherten Personendaten unter US-amerikanische Jurisdiktion, da der Satellit mithilfe amerikanischer Infrastruktur ins All gebracht wurde. (jdo, 15. 11. 2017)