Luxusuhren gelten als lukratives Investment. Wir haben uns angesehen, wie sich die Preise von sechs Modellen in 20 Jahren entwickelt haben und was es bei dieser Anlageform zu beachten gilt.

Genaues Nachprüfen

Die Rolex Daytona gilt als Rendite-Überraschung schlechthin. Es gab Jahre, da wurde einem die Uhr, die Paul Newman im Rennfahrerstreifen Winning trug, fast nachgeschmissen. Im Jahr 1997 mussten späte Liebhaber dieses Modells immerhin schon 3.800 Euro dafür berappen, was angesichts des aktuellen Verkaufspreises von 12.450 Euro aber lächerlich erscheint. Wir sprechen hier von einer Wertsteigerung von 327 % in 20 Jahren.

Egal, ob es nun um eine Rolex oder eine andere Marke geht: Anleger versuchen ihre Rendite durch Online-Käufe zu erhöhen. Das liegt daran, dass neue Luxusuhren mit Händlermargen bis zu 60 Prozent den Besitzer wechseln. Und schon ergibt sich ein weiteres Risiko beim Investieren in Uhren: Fälschungen, die online erworben wurden, lassen sich von Laien selten als solche entlarven. Auf einem Zertifikat, einer eingravierten Nummer und möglichst der Originalverpackung muss man demnach als Online-Käufer bestehen.

Das Internet als zusätzliche Risikoquelle beim Uhrenkauf zu verdammen wäre aber ein Fehler: Für kaum eine andere Branche gibt es online so akribisch zusammengetragene historische Verkaufspreise wie für Luxusuhren.

Foto: Hersteller

Penible Wahl des Modells

Mindestens 5.000 Euro sollte eine Uhr schon kosten, um überhaupt als Investment zu gelten, heißt es. Bei einem Anschaffungspreis von 5.200 Euro im Jahr 1997 erfüllt der IWC Doppelchronograf in Edelstahl diese Anforderung und bringt es auf eine Wertsteigerung von 235 % in 20 Jahren. Doch so einfach sind die Modelle von damals und heute nicht zu vergleichen: Seit 2012 wird der Chronograf in der Fliegeruhrenkollektion als Modell "Antoine de Saint-Exupéry" für derzeit 12.200 Euro angeboten – und den größten Preissprung hat sie eben erst in dieser Edition in den vergangenen fünf Jahren gemacht.

Schon die Wahl eines Modells vom selben Hersteller kann massive Auswirkungen darauf haben, ob sich eine Rendite über- oder unterdurchschnittlich entwickelt. Sieht man sich etwa die Wertsteigerung eines IWC Portugieser Chronografen an – sie beträgt nur rund 3,4 % pro Jahr in den letzten zehn Jahren -, wird klar, wie intensiv man sich mit dem Uhrenmarkt beschäftigen muss. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum haben sich die Preise von Luxusuhren durchschnittlich um 4,9 % verteuert, wie Timerating, ein Portal für die Wertentwicklung von Uhren, belegt.

Foto: Hersteller

Unabdingbare Marktkenntnis

430 % Wertsteigerung in 20 Jahren – damit ist die Patek Philippe Nautilus in diesem Sample allein auf weiter Flur. Der Klassiker aus dem Jahr 1976 kam damals für umgerechnet 2.125 Euro in die Geschäfte, 21 Jahre später ging er für 5.200 Euro über den Ladentisch. Der große Aufschwung bis zum aktuellen Verkaufspreis von 22.344 Euro setzte aber erst in den letzten zehn Jahren ein. Die Marke Patek Philippe erzielt seit langem hohe und konstante Preise am Markt – zumindest nach den Verkaufsergebnissen bei großen Auktionshäusern und Experten, die Kursverläufe für die wichtigsten Uhrenmarken zusammenstellen.

Apropos Indizes: Der Deutsche Aktienindex (DAX) legte im selben Beobachtungszeitraum (1997 bis 2017) um 356 % zu. Auch nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass für die Teilnahme an dieser Rendite lediglich ein ETF (börsengehandelter Fonds) auf den deutschen Leitindex nötig gewesen wäre. Und dieser verursacht nun wirklich kaum Rechercheaufwand.

Verbraucherschützer raten häufig zur Vorsicht bei Investitionen in Uhren: nicht nur weil sie keine Zinsen und Dividenden abwerfen, sondern weil sie vor allem enorme Kenntnis des Marktes erfordern.

Foto: Hersteller

Wertigkeit beim Material

Wer im Jahr 1997 ein Exemplar der Lange 1 von A. Lange & Söhne etwa in Rotgold erworben hat, musste dafür rund 15.000 Euro hinlegen. 20 Jahre später, also im Jahr 2017, gibt man für ein neues Exemplar 31.700 Euro aus. Das entspricht einer Preiserhöhung – oder für glückliche Besitzer: Wertsteigerung – von 211 %. Dabei heißt es doch unter Sammlern, dass derzeit vor allem bei Vintage-Uhren hohe Rendite zu erzielen sind – und streng genommen ist die Lange 1 das nicht. Manche Experten sprechen von Vintage-Modellen, wenn das Baujahr vor 1990 liegt, andere siedeln es vor 1980 an. Diese Uhr gibt es erst seit 1994. Legt das im Umkehrschluss nahe, dass sich Investoren gar nicht so sehr um das Datum der Erstauflage kümmern müssen? Ja und nein.

Bei einer Luxusuhr kommt es wie bei anderen Investments darauf an, dass dieses zum richtigen Zeitpunkt getätigt wird. Viele andere Punkte auf der Checklist für lukrative Uhrenkäufe erfüllt die Lange 1 ohnehin: Die Marke ist international gefragt, es handelt sich um eine mechanische Uhr, und die Bestandteile sind aus hochwertigem Material. Komplikationen wie eine Mondphasenanzeige erhöhen die Chance auf Rendite ebenfalls.

Foto: Hersteller

Teilhabe am Vintage-Trend

Ein Breitling Navitimer in Edelstahlausführung kostete im Jahr 1997 – wie auch einige renditestarke Modelle von Omega oder Rolex – nicht annähernd 5.000 Euro. Beim damaligen Kaufpreis von rund 2.100 Euro bringt es dieses Modell bis 2017 dennoch auf eine beachtliche Wertsteigerung von 278 %. Erstmals 1952 aufgelegt, ist diese Fliegeruhr wohl ein echtes Vintage-Modell, sie wird aber in der alten Version mit dem ursprünglichen Kaliber (Navitimer 01) gar nicht mehr hergestellt. Wer so ein Modell noch gebraucht ergattern kann, muss sich um die hohe Rendite wenig Gedanken machen.

Eine wichtige Voraussetzung für die gute Wertentwicklung ist demnach, dass die Uhr selten ist. Manche Käufer, die aktuelle Modelle einer gefragten Marke um teures Geld kaufen, übersehen, dass diese massenhaft hergestellt werden. Die Gratwanderung zwischen Stückzahl und Exklusivität sollte also nicht nur den Herstellern Kopfzerbrechen bereiten, sondern auch den Anlegern. Oder um es umgekehrt zu formulieren wie Walter Castillo, Experte beim Online-Händler Chronext: Gut 80 Prozent der Nobeluhren sind völlig ungeeignet als Geldanlage.

Foto: Hersteller

Suche nach guten Geschichten

Als Buzz Aldrin im Jahr 1969 den Mond betrat, trug er eine Omega Speedmaster am Handgelenk. Neil Armstrong ließ seine Uhr in der Raumfähre liegen – also wurde die Omega zur ersten Uhr auf dem Mond. Geschichten wie diese haben schon einigen Uhrenmodellen zu merkbaren Preisschüben verholfen – im Fall der Omega Speedmaster Moonwatch waren es zwischen 1997 und 2017 satte 296 % Wertsteigerung. Dabei kostete das Modell vor 20 Jahren nur rund 1.450 Euro.

Uhren von Omega wie die Speedmaster oder die Seamaster erfreuen sich heute großer Beliebtheit, sind also weit verbreitet. Wer ein altes Modell als Wertanlage besitzt, sollte sich auch Gedanken über den Zustand seines Exemplars machen. Dieser muss sowohl technisch als auch vom Erscheinungsbild her einwandfrei sein, damit der Wert nicht geschmälert wird. Wurde die Uhr nie getragen, ist das sicher ein Vorteil – dennoch sollte eine mechanische Uhr von Zeit zu Zeit in die Revision gegangen sein. Doch auch im Zuge der technischen Überholung muss man Wertminderung befürchten: Wurde die Uhr zu oft poliert, rümpfen Kenner bereits die Nase und setzen den Wert eines Zeitmessers niedriger an. (Sascha Aumüller, 6.1.2017)

Foto: Hersteller