Wem etwas am Überleben historischer Rand- bzw. Volkssportarten – also solchen, die sich medial schwer verkaufen lassen – gelegen ist, der hat auf ORF Sport Plus meist gute Karten. Und auch jene Verzweifelten, denen das immer übergriffigere Pay-TV bald sogar die österreichische (!) Fußball-Bundesliga restlos raubt, werden sich künftig eben beim Sacklrutschen aus Wetzawinkel, beim Kegeln in Kagran oder der Bauernschnaps-WM aus Hinterstoder "Gute Nacht!" sagen.
Man wird sich also besinnen müssen! Zum Beispiel auch auf das gute alte Eisstockschießen. Bei dem Spiel geht es vereinfacht gesagt darum, einen aus Holz gefertigten Stiel mit runder Rutschfläche durch einen Stoß möglichst nah am Zielobjekt, der Daube, zu platzieren.
Traditionell trifft man sich hierzu am zugefrorenen Naturgewässer bei Glühwein und Schnaps und knallt sich (je lauter, desto besser!) die Stöcke um die Ohren. Zu gewinnen gibt es ein Kranzl Braunschweiger, ein Fass Bier oder eine halbe Sau.
Verwandt ist das Stockschießen mit dem vielfach snobistischeren Curling, bei dem es relativ selten knallt und das Eis hochkonzentriert und unentwegt geschrubbt wird. Von der Bürde der olympischen Disziplin blieb der Curlingstein im Gegensatz zum Eisstock folgerichtig auch nicht verschont.
Wer nun auf ORF Sport Plus beim 48. Internationalen Eisstock-Styria-Cup einschaltete, musste aber auch hier erschreckende Professionalisierungstendenzen hinnehmen. Auf den Gewinner wartete ein Pokal statt der halben Sau, die Spieler trugen Firmenlogos auf den Hemden, sprachen über Taktik und gaben trotz alkoholfreier Kost schwer verständliche Interviews. "Wehret den Anfängen!", bleibt da nur zu sagen. (Stefan Weiss, 15.11.2017)