Karlsruhe – Die in manchen Insektiziden enthaltenen Neonicotinoide gelten mittlerweile als eine der Hauptursachen des Bienensterbens. Doch nicht nur Honigbienen gehören zu deren unbeabsichtigten Opfern. Auch ihre größeren Verwandten, die Hummeln, werden von den Giftstoffen in Mitleidenschaft gezogen.

Im Sommer legten britische Forscher eine Studie vor, wonach das Neonicotinoid Thiamethoxam die Zahl eierlegender Königinnen reduziert. Nun berichtet das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dass auch das Bestäubungsverhalten von Hummeln vom Gift beeinträchtigt wird. In der Folge können sie weniger Nahrung sammeln.

Vibrationsbestäubung

Hummeln brummen deshalb, weil sie auf sogenannte Vibrationsbestäubung setzen: Sie erzeugen mit ihrem Flügelschlag Frequenzen, die die Pollen aus der Blüte herausschütteln. Die KIT-Biologin Penelope Whitehorn untersuchte zusammen mit britischen Kollegen Hummelkolonien, überwachte deren Verhalten und nahm über einen längeren Zeitraum das Summen mit Mikrofonen auf. Danach analysierten die Wissenschafter das akustische Signal, das die Hummeln bei der Vibrationsbestäubung erzeugen, um Veränderungen im Summen festzustellen.

Sie fanden heraus, dass permanente Neonicotinoid-Belastung die Vibrationen verringert. Dies wiederum reduziert die Menge der gesammelten Pollen, also die Nahrung der Hummeln. "Hummeln einer Kontrollgruppe, die dem Pestizid nicht ausgesetzt waren, lernten in ihrer Entwicklung nach und nach dazu, wie sie mehr Pollen sammeln und besser Blumen bestäuben können", so Whitehorn. "Die Hummeln, die mit dem Pestizid in Berührung kamen, entwickelten ihre Fähigkeiten nicht weiter. Sie sammelten am Ende des Experiments zwischen 47 und 56 Prozent weniger Pollen als die Kontrollgruppe." (red, 19. 11. 2017).