Präriewühlmäuse sind einander ein Leben lang treu – zumindest solange der Alkohol sie nicht auseinanderreißt.
Foto: APA/AFP/NATURE PUBLISHING GROUP/ ZACH JOHNSON

Portland – Seit Jahren beackert der Biologe Andrey Ryabinin von der Oregon Health & Science University ein Themengebiet, das auf den ersten Blick (und vielleicht auch noch auf den zweiten) ziemlich skurril klingt: nämlich wie Alkoholkonsum das Sozialverhalten einer ganz bestimmten Spezies beeinflusst – der Präriewühlmaus. Über seine jüngsten Erkenntnisse wird er auf dem Jahrestreffen der Society for Neuroscience berichten.

Der Hintergrund ist der, dass die in Nordamerika lebende Präriewühlmaus (Microtus ochrogaster) einen unter Säugetieren recht seltenen Lebensstil pflegt: Die kleinen Nager leben in monogamen Beziehungen, die ein Leben lang anhalten könnten. Und auch wenn das de facto nicht mehr als zwei Jahre bedeutet, werden die Wühlmäuse deshalb gerne als Vergleichsorganismen für den Menschen herangezogen. Die Ergebnisse sind freilich mit Vorsicht zu genießen.

Langzeitprojekt

In früheren Studien konnte Ryabinin bereits zeigen, dass Alkohol einen verderblichen Einfluss auf die Paarbeziehungen der Wühlmäuse ausübt. Versuche sind in diesem Fall recht einfach durchzuführen, da die Präriewühlmaus anders als ihre Verwandten gerne Alkohol trinkt und ihn mitunter sogar reinem Wasser vorzieht.

Interessanterweise reagieren die Geschlechter unterschiedlich: Angesäuselte Weibchen verspüren offenbar eine noch stärkere Bindung zu ihrem Partner. Männchen hingegen gehen nach Alkoholkonsum gerne fremd. Diese schon früher gewonnenen Erkenntnisse werden durch die Ergebnisse, die Ryabinin nun präsentieren wird, noch einmal um eine Schraubenwindung komplizierter.

Neue Erkenntnisse

Der Forscher stellte nämlich sowohl Männchen als auch Weibchen getrennt voneinander vor die Wahl zwischen Alkoholhaltigem und Wasser und wartete ab, wie sich die Beziehungen entwickeln würden. Es zeigte sich, dass die Paarbindung erhalten blieb, wenn beide Partner dem Alkohol in vergleichbarem Ausmaß zusprachen. War das genussfreudige Männchen hingegen mit einer Wassertrinkerin zusammen, kam es wieder zum schon bekannten Effekt des Fremdgehens.

Ryabinin kommt nicht umhin, Vergleiche zum menschlichen Verhalten zu ziehen. Im "New Scientist" rät die Biologin Zoe Donaldson von der University of Colorado allerdings zur Vorsicht, was Interpretationen anbelangt. Denkbar wäre ganz einfach auch, dass in manchen Paaren die Bindung schon vorab schwächer ist – und dass diese Tiere dann stärker dem Alkohol zusprechen. (jdo, 19. 11. 2017)