Siemens hat seine Österreich-Zentrale in Wien, Floridsdorf. Weitere Grundstücke im Bezirk, verkaufte der Konzern an die Wienwert.

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Wien – Die private Wiener Immobilienentwicklungsgesellschaft Wienwert verkauft ihren Altbestand ab. Das Haus Neubaugürtel 4 in Wien, in dem das Hotel Fürstenhof untergebracht ist, hat schon vor ein paar Wochen den Eigentümer gewechselt, gekauft hat es die Wiener Hallmann Holding von Immobilieninvestor Klemens Hallmann. Kaufpreis: rund 9,5 Millionen Euro. Zudem hat die Hallmann Holding dem angeschlagenen Unternehmen die Immobilie Getreidemarkt 10 abgekauft, sie soll rund 20 Millionen Euro gekostet haben. An dieser Adresse hat Wienwert ihren Sitz. Hallmann bestätigt die Zukäufe, zum Preis will er nichts sagen.

Im Gegenzug hat Wienwert bei Hallmann eingekauft, und zwar das Tullner "Frankhaus", einen Gebäudekomplex, in dem früher ein Kaufhaus untergebracht war und der über eine Bruttonutzfläche von rund 10.000 Quadratmetern verfügt. Dort könnte man – Baugenehmigung vorausgesetzt – Wohnungen errichten.

Wienwert hat ja unter dem neuen Chef Stefan Gruze ihre Strategie gewechselt, von Altbausanierung auf Wohnungsneubau. Stolpersteine finden sich aber auch auf diesem Weg der Gesellschaft, die dabei mit der staatlichen Bundespensionskasse bzw. deren Fonds Wohnen Plus kooperiert.

Keine Umwidmung

Ein Grundstück am Wiener Rennweg muss erst noch bezahlt werden. Und in Wien-Floridsdorf, wo Wienwert Gründe von Siemens erstanden hat, wird es nicht zu den von Wienwert anlässlich des Kaufs angekündigten Umwidmungen kommen. Der Gemeinderat hat dort eine langfristige Betriebswidmung beschlossen, und "eine Umwidmung für Wohnbau wird es dort sicher nicht geben", erklärt Gemeinderatsmitglied Christoph Chorherr (Grüne).

Die Muttergesellschaft der Wienwert AG, die WW Holding AG, ringt um ihre Sanierung, für 2016 wies sie ein negatives Eigenkapital von fast 29 Millionen Euro aus. Der Verlust erreichte ähnliche Höhen. Tochter Wienwert hat eine Anleihe im Volumen von fünf Millionen Euro (5,25 Prozent) zur Zeichnung aufgelegt, im Oktober folgte eine Aufstockung um bis zu fünf Millionen Euro. Fällig sind die Schuldverschreibungen 2020. Zudem ist eine "alte" Anleihe im Markt, die Ende 2018 fällig wird.

Ob der jüngste Verkaufserlös für die Begleichung der Schulden bei den "Altanlegern" herangezogen wird, das ist nicht zu eruieren. Denn Unternehmenschef Gruze ist nicht erreichbar.

Insgesamt hat Wienwert seit 2010 rund zwei Dutzend Emissionen begeben, im September hat die Finanzmarktaufsicht eine Strafe gegen Gruze verhängt, das Unternehmen sei im Prospekt zu positiv dargestellt worden. Gruze hat Rechtsmittel erhoben. Zudem hat ein Exgeschäftspartner Anzeige gegen Wienwert erstattet, er fühlt sich über den Tisch gezogen; es gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, 18.11.2017)