Wien – Die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) wählt am Sonntag einen neuen Vorstand. Sieben Listen treten an. Neben Atid des amtierenden Präsidenten Oskar Deutsch wollen etwa die Bucharischen Juden (VBJ) und die vom nunmehrigen ÖVP-Mandatar Martin Engelberg gegründete Fraktion Chaj in das 24-köpfige Gremium wieder einziehen. Der Wahlkampf war emotional und von gegenseitigen Vorwürfen geprägt.
Alle fünf Jahre wählt die IKG, welche Fraktionen im Kultusvorstand vertreten sein sollen. 2012 hatte Deutschs Liste Atid, der auch dessen Vorgänger Ariel Muzicant angehört, sieben Mandate erreicht. Die Sefardim-Bucharischen Juden zogen mit sechs Vertretern ein. Die Koalition der beiden Fraktionen war in den vergangenen Monaten von Streit geprägt. Unter anderem ging es um Änderungen im Statut der IKG, Deutsch wurde Intransparenz und Unprofessionalität vorgeworfen.
Gute Chancen für Bucharen
Was alle sieben kandidierenden Listen – von liberal bis orthodox – nach außen hin wollen ist die "Einheitsgemeinde". Also die Vertretung aller Juden in der IKG zu sein, abseits von ethnischer Herkunft oder Einstellung zur Religion. Vor allem den Bucharen werden bei der Wahl gute Chancen eingeräumt, Atid als traditionell stärkste Liste abzulösen. Kritik war auch an Deutschs angeblich mangelhafter Distanzierung zu einer möglichen ÖVP-FPÖ-Regierungskoalition laut geworden.
Neben dem Hauptwahltag am Sonntag gab es in den vergangenen Tagen bereits zwei Mal die Möglichkeit in der IKG, die Stimme abzugeben. Wie die Mitglieder entschieden haben, dürfte voraussichtlich erst am Montag feststehen. (APA, 19.11.2017)