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Christophe Castaner ist der Chef von Macrons En-Marche-Partei.

Foto: REUTERS/Emmanuel Foudrot

Wenn Christophe Castaner etwas nicht kennt, dann sind es Selbstzweifel: Schon vor seiner Wahl zum neuen Vorsitzenden von Emmanuel Macrons Partei La République en Marche bezeichnete er seine Wahl als "Evidenz". Das stimmt insofern, als er der einzige Kandidat war – auf Wunsch des französischen Präsidenten. Er wolle an der Spitze der Partei "tausend Blumen" zum Blühen bringen, meint der 51-jährige Kurzbartträger zu seiner Wahl an die Spitze der Macron-Bewegung.

Castaner ist einer der untypischsten, aber populärsten "Marschierer". Vor zwei Jahren war der damalige Sozialist von einzelnen Pariser Medien noch als "ultimativer Loser" betitelt worden. Zuvor hatte sich der Weggefährte von Ex-Premierminister Manuel Valls mühselig in die Pariser Ministerien und Regionalbehörden hochgearbeitet.

2015 wurde er regionaler Wahlkampfleiter, doch kam er mit dem Parti Socialiste auf blamable 17 Prozent. Flugs trat er aus der Partei aus und lief als einer der Ersten zum damals noch unsicheren Kandidaten Macron über. Der hat es Castaner, Spitzname Casta, bis heute nicht vergessen. Macron machte den Mann mit der blumigen Sprache zu seinem Regierungssprecher. Heute ist er als Staatssekretär auch zuständig für die Beziehungen der Regierung zum Parlament – ein zentraler Posten im Pariser Machtspiel.

Provinzbursche mit Bodenhaftung

Ob Castaner ihn behalten kann, ist noch offen: Auch im Macron-Lager wird Kritik laut, man könnte nicht Parteichef und Minister sein, also zugleich einer Partei und einem Präsidenten dienen. Wenn ihn Macron zu seinem Oberleutnant macht, dann vielleicht gerade deshalb, weil Castaner nicht dem typischen Bild eines "Macronisten" entspricht. Er ist kein smarter Politmanager aus der Pariser Eliteverwaltungsschule ENA, sondern ein Provinzbursche mit Bodenhaftung, Humor und schwerfälligen Machosprüchen. Castaner stammt aus einfacher Familie und verdankt seine Stellung nicht irgendwelchen Beziehungen oder Privilegien.

Der Vater zweier Töchter ist ein Berufspolitiker alter Schule – und einer mit flexiblen Anschauungen. Kürzlich erklärte er noch, er habe "nie daran gedacht, Parteichef zu werden" – jetzt ist er es schon. "Wir werden die Parteipyramide auf den Kopf stellen, sodass ihre Spitze der Basis dient", posaunte er neuerdings. Die hundert Parteimitglieder, die mangels interner Demokratie ausgetreten sind, erklärt er mit seinem gewinnenden Lächeln zum "Nichtthema". (Stefan Brändle, 19.11.2017)