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Confido versprach ein System für die Absicherung von Einkäufen mit Bitcoins.

Foto: Reuters

Initial Coin Offerings, kurz ICOs, etablieren sich gerade als eine neue Form des Crowdfundings. Unternehmen bieten dabei "Tokens", etwa Einheiten einer neuen Kryptowährung, im Austausch gegen staatlich akzeptierte Geldmittel oder populäreres Kryptogeld wie Bitcoins. Mit dieser Form der erstmaligen Kapitalbeschaffung umgeht man die Regeln und Voraussetzungen für etablierte Finanzierungsformen.

Auch ein Start-up Confido hat diesen Weg für seinen Marktstart gewählt. Das Unternehmen arbeitete nach eigenen Angaben an der Entwicklung eines Kontrollsystems für Käufe mit Kryptowährungen. Mittels App und eigenem Kryptogeld sollte man etwa Waren mit Bitcoins zahlen und Lieferungen nachverfolgen können. Erst wenn die Zustellung, beispielsweise durch den zuständigen Logistikdienst, bestätigt sei, sollte das Geld fließen. Bis dahin, so die Idee, würde Confido als Treuhänder fungieren.

Plötzlich verschwunden

Das Konzept stieß auf einiges Interesse. Insgesamt konnte man Tokens im Gesamtwert von 374.000 Dollar verkaufen. Doch die App wird es wohl niemals geben. Und es steht zu befürchten, dass ihre Entwicklung auch nie geplant war. Denn kurz nach dem Crowdfunding erklärte das Unternehmen, dass man sich in nicht näher definierten, rechtlichen Schwierigkeiten befinde. Der Wert der Tokens sackte um 90 Prozent ab und das Start-up tauchte ab.

Website, Twitter-Account und die Präsenzen auf Facebook, Medium, Reddit und (etwas später) auch Youtube wurden stillgelegt. Auch die den Gründern zugeordneten Social-Media-Konten verschwanden, dokumentieren The Next Web und Vice Motherboard. Mittlerweile gehen viele Beobachter von Betrug aus.

Investoren bleiben auf Schaden sitzen

Warnsignale hätte es freilich gegeben. So ist etwa über den mutmaßlichen Confido-Gründer Joost van Doorn online nichts zu finden, bis auf nunmehr gelöschte Accounts bei Facebook und dem Business-Netzwerk Linkedin. Auch die Auftritte anderer Teammitglieder wirken bei näherer Betrachtung nicht authentisch.

Es ist anzunehmen, dass die Investoren auf dem Schaden sitzen bleiben. Denn die Ausforschung der mutmaßlichen Betrüger dürfte sich sehr schwierig gestalten. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Finanzierung über die Kryptowährung Ethereum gelaufen ist.

"Wolf of Walstreet" warnt vor ICOs

Der Vorfall kommt nur ein paar Wochen, nachdem Jordan Belfort – der mit groß angelegtem Finanzbetrug auch als der "Wolf of Wall Street" bekannt geworden war – vor ICOs gewarnt hat. Seiner Ansicht nach handelt es sich um "den größten Scam aller Zeiten", der noch "für viele Leute spektakulär nach hinten losgehen wird." (gpi, 21.11.2017)