Bild nicht mehr verfügbar.

Der Kanadier Devon Kershaw: "Der Fakt, dass er und die anderen, die vom IOC lebenslang gesperrt wurden, danach noch Rennen gewinnen, zeigt, dass unser Sport zum Micky-Maus-Club geworden ist."

Foto: EPA/YURI KOCHETKOV

Kuusamo/Köln – Jewgeni Below blieb völlig unbeeindruckt. Die Dopingvorwürfe, die Olympiasperre, das Misstrauen der Konkurrenz – zumindest bei der Generalprobe für den ersten Weltcup der Saison ließ den 27-Jährigen das große Thema der Skilanglauf-Szene völlig kalt.

Im schwedischen Gällivare gewann Below den letzten Test über 10 Kilometer Freistil, doch ob er tatsächlich beim am Freitag mit einem Sprint in der klassischen Technik beginnenden ersten Weltcup der Olympiasaison in Kuusamo teilnehmen darf, entscheidet sich erst wenige Stunden vorher. Für Donnerstag hat der Ski-Weltverband Fis eine Mitteilung angekündigt, ob Below und seine fünf ebenfalls lebenslang für Olympia gesperrten Teamkollegen im Weltcup startberechtigt sind.

Unzufriedene Konkurrenz

Die Unzufriedenheit der Konkurrenz mit der seltsamen Situation ist schon jetzt groß. Und es droht Chaos, wenn das Sextett um Below sowie den Sotschi-Sieger über 50 km, Alexander Legkow, und Maxim Wylegschanin – in Gällivare Zweiter über 15 Kilometer klassisch – an Rennen unter FIS-Regie teilnehmen dürfen.

"Dass Below gewinnt, ist keine Überraschung. Wenn er in Form ist, ist er eine Macht", sagte der Kanadier Devon Kershaw, Ex-Weltmeister im Team-Sprint und in Gällivare Zwölfter über 10 km, dem Portal Fasterskier.com: "Aber der Fakt, dass er und die anderen, die vom IOC lebenslang gesperrt wurden, danach noch Rennen gewinnen, zeigt, dass unser Sport zum Micky-Maus-Club geworden ist."

Die sechs russischen Athleten streiten jegliches Fehlverhalten ab. "Ich fühle keine Scham, wenn ich an der Startlinie in die Augen der Athleten schaue. Ich habe keine Regeln gebrochen", schrieb Wylegschanin zuletzt bei Instagram.

Nun steht für sie der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS an. Das Sextett, zuvor bereits bis zum 31. Oktober suspendiert, war Anfang November wegen angeblicher Verstrickungen in das russische Dopingsystem vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gesperrt worden.

Vergleiche mit dem Radsport

Kershaws Landsmann Alex Harvey, Weltmeister über 50 km, begrüßte diese Entscheidung. "Das IOC hat endlich Stärke gezeigt", sagte er. Allerdings betonte Harvey auch, dass die derzeitige Situation schon jetzt dem Image des Langlaufs geschadet habe. "Es ist eine Schande, weil wir schon mit dem Radsport verglichen werden. Wir haben zusammen mit dem Biathlon die meisten Dopingfälle."

Legkow belegte beim Sieg seines Teamkollegen Below übrigens nur Platz 16. Wegen seiner schwachen Form verzichtet er auf einen Start in Kuusamo und will sein erstes Weltcup-Rennen in Lillehammer am 2. und 3. Dezember bestreiten. Wenn er denn darf.

ÖSV-Trio am Start

In Kuusamo dabei sein wird ein ÖSV-Trio. Bei den Herren sind Dominik Baldauf und Luis Stadlober am Start, bei den Damen wird Teresa Stadlober für Österreich in die Loipe gehen. Das ÖSV-Aushängeschild gewann vor vier Tagen ein Fis-Rennen über 5 km Klassisch in Saariselkä, wo sich zuletzt das gesamte ÖSV-Langlaufteam den letzten Feinschliff holte, und bestach auch in der jüngsten Vorbereitungszeit mit starken Leistungen.

Teresa Stadlober erwartet sich beim Sprintauftakt "nicht so viel", auch wenn sie zuletzt in Saariselkä sogar die schnellste Zeit im Prolog gelaufen ist. "Bei den folgenden Rennen will ich dann einfach gut in die Saison reinkommen und mich so gut es geht vorarbeiten. Das Ziel ist natürlich in Richtung Top-Ten-Platz zu laufen." (sid, APA, red, 21.11.2017)