Einen Blick hinter die glatte Front aus türkisem Onyx des Teams "Basti" gestattete dieser Tage der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner in einem Interview mit dem Kurier: "Es gibt eine rote Linie, und die lautet Europa. Der prinzipiell proeuropäische Kurs muss bleiben. Le Pen, Wilders und die AfD können niemals unsere Leitlinie sein."

Für die FPÖ sind aber genau diese die Leitlinie, und ein Öxit ist durchaus vorstellbar.

"Die FPÖ vertritt in wichtigen Politikbereichen (Menschenrechte, Asyl, Integration, Europa- und Außenpolitik) Positionen, die nicht zu einer liberalen westlichen Demokratie passen", schreibt der Wien-Korrespondent der OÖ Nachrichten und frühere Kurier-Chefredakteur Christoph Kotanko in einem Kommentar im Trend. Kein "neomarxistischer Agitator" – aber diesen Ausdruck verwendete der FP-Abgeordnete Hans-Jörg Jenewein über die Süddeutsche-Korrespondentin Cathrin Kahlweit nach dem jüngsten Im Zentrum im ORF. Jenewein verhandelt das Kapitel "Medien" mit der ÖVP ...

Hier sehen wir das Problem der FPÖ im Fokus: Sie vertritt sehr oft Positionen, die entweder abgrundtief dumm oder brandgefährlich extremistisch oder beides sind. Das Kapitel "Außenpolitik" wird für die FPÖ von Johann Gudenus und Harald Vilimsky und der parteilosen Karin Kneissl verhandelt. Gudenus schätzt das Putin-Regime, den tschetschenischen Gewaltherrscher Kadyrow und wurde kürzlich beim Volkstanz mit einem serbischen Oligarchen und Freund des ärgsten serbischen Kriegsverbrechers Arkan gefilmt.

Wohl wissend, dass er mit diesen Leuten (und dem Le-Pen-Handküsser Norbert Hofer) Trottoirverbot in Europa hätte, will Strache nun Karin Kneissl als Außenministerin. Die ehemalige Diplomatin und Arabistin hat zumindest eine Ahnung von Außenpolitik. Sie hat allerdings ein merkbares Ressentiment gegen den "alten Apparat" des Außenamtes und, was schwerer wiegt, teils sehr prononcierte Ansichten über relevante Themen.

In Vorträgen und Büchern führt sie die Kriege im muslimischen Raum und auch die Fluchtbewegungen von dort auf einen Überschuss an "testosterongesteuerten" jungen Männern zurück. Nicht unplausibel, aber eine Außenministerin hätte wohl oft mit muslimischen (Staats-)Männern – und ihren männlichen Ehre – zu tun.

In einer Zukunftsvision für die Presse hat Kneissl auch den Zerfall der Türkei und Saudi-Arabiens vorhergesagt und ein Matriarchat im Nahen Osten prophezeit: "Ein Frauenüberschuss führt diesmal nicht zur Polygamie wie in den orientalischen Gesellschaften von Abraham bis Mohammed. Die meisten Frauen übernehmen den Wiederaufbau, also als orientalische Trümmerfrauen, und lenken auch die außenpolitischen Geschicke. Die neue Sherifa von Mekka widmet sich dem Natur- und Tierschutz."

Sebastian Kurz selbst sagte, seine Regierung werde "europagesinnt" sein, oder sie werde "nicht sein". Nach allen Maßstäben dürfte sie dann nicht sein. Aber sie wird sein. (Hans Rauscher, 21.11.2017)