Matthias Zollner, ehemaliger Güssinger Meistermacher, nun Basketball-Teamchef, glaubt an eine Einigung im Terminstreit zwischen dem Weltverband (FIBA) und den Topklubs.

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Die WM-Quali-Spiele im November und Februar muss Österreichs Nationalteam ohne Jakob Pöltl überstehen.

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Wien – Ob es Zufall ist oder mehr dahinter steckt, das weiß Matthias Zollner nicht. Fakt ist jedenfalls, dass Österreich in drei gewichtigen Ballsportarten Deutsche als Teamchefs hat. Franco Foda trainiert das ÖFB-Team, Michael Warm die Volleyballer und Zollner wurde kürzlich vom österreichischen Basketballverband (ÖBV) zum Nationalteam-Coach bestellt. Als einer von "drei Piefkes für Österreich" hat der 36-jährige Zollner mit dem ÖBV-Team die Qualifikation für die WM 2019 in China in Angriff genommen. Gegner in Gruppe G sind Serbien, Deutschland und Georgien. Die ersten drei Teams der Vierergruppe steigen auf in die letzte Quali-Phase.

Zum Auftakt gab es am Freitag eine 64:85-Niederlage gegen Serbien in Belgrad. Das war zu erwarten, die Serben sind nicht umsonst Vize-Welt- und Europameister. Im ersten Heimspiel geht es gegen Deutschland in Schwechat (Montag, 20.20 h + live auf ORF Sport+). "Es wird Zeit, dass wir uns zwei, drei Schritte nach vorne bewegen", sagt Zollner.

Das Spiel steht im Hintergrund

Das Spiel ist das eine, die Politik das andere. Im Hintergrund der WM-Quali tobt seit geraumer Zeit ein Streit zwischen dem Weltverband (FIBA) und der Euroleague, der Europapokal-Königklasse. Schon vor drei Jahren hatte die FIBA für 2017 Fenster eingeführt, die neben dem Sommer auch Qualifikationsspiele im Herbst und Frühjahr vorsehen. Die Idee dahinter ist, den Nationalteams mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Doch die privat organisierte EuroLeague will in dieser Zeit nicht pausieren und ignoriert den Kalender. Mit dem Resultat, dass Europas Topvereine Spieler und Trainer nicht abstellen, die Nationalteams schauen durch die Finger.

"Es geht kaum blöder", sagt Zollner über einen Konflikt, der "auf dem Rücken der Spieler und Trainer ausgetragen wird". Seinem Vorgänger als Teamchef, Kestutis Kemzura, wurde dieser Streit quasi zum Verhängnis. Dem Litauer wurde von seinem türkischen Klub Darussafaka Istanbul keine Freigabe für die Länderspielfenster erteilt, der ÖBV musste reagieren, fand mit Matthias Zollner einen Nachfolger.

Auszeit nach dem Konkurs

Im Fußball sind Nationalteams stark über das ganze Jahr präsent, "die Idee ist gut, auch im Basketball während der Saison Länderspiele auszutragen. Auf lange Sicht wird es eine Einigung geben müssen. Ob auf Initiative der Spieler oder Verbände."

Zollner kennt den österreichischen Basketball gut, hat mit Güssing zwei Meistertitel und einen Cupsieg geholt. Nach dem Konkurs der Südburgenländer 2016 nahm sich Zollner bewusst eine Auszeit vom Basketball, auch aus familiären Gründen. "Nach drei Jahren war es Zeit leiser zu treten, Coachen ist zehn Monate im Jahr ein 80 Wochenstunden-Job. "Es war schön, aber auch intensiv."

Zollner leitete zuletzt ein Dienstleistungsunternehmen für Sportler und Vereine in Frankfurt. Was er aus seiner Zeit in der Privatwirtschaft für den Sport mitgenommen hat? "Das Thema Menschenführung ist da wie dort sehr wichtig, als Cheftrainer ist man genauso eine Führungskraft wie in einer Firma." Zollner ist kaum älter als seine routiniertesten Spieler, kommuniziert mit ihnen aber trotzdem nicht per Whatsapp. "Ich bin kein Trainer der alten Schule, versuche aber immer noch mit Menschen direkt zu sprechen."

Teamerfolg über allem

Das ÖBV-Team sieht Zollner erst in drei bis vier Jahren auf seinem Zenit, sein Vertrag läuft vorerst bis Juli 2018. Gegen Deutschland setzte es bereits in den Qualispielen für die Europameisterschaften 2015 und 2017 vier Niederlagen, wenn auch teilweise sehr knappe. Zollner kennt den Basketball in seiner Heimat gut, war im Sommer 2012 Assistant-Coach von Svetislav Pesic beim DBB-Team. Den Deutschen fehlen wegen des Terminstreits einige Leistungsträger, Österreich muss auf Jakob Pöltl verzichten, der bei den Toronto Raptors engagiert ist. Die NBA nimmt natürlich auch keine Rücksicht auf den Länderspielkalender. Zollner trauert nicht, "das Nationalteam ist viel mehr als Jakob Pöltl, wir können auch gegen Deutschland bestehen".

Zollner erinnert an 1993, als Deutschland überraschend im eigenen Land Europameister wurde. "Da war der Boom wesentlich größer als bei Dirk Nowitzki. Einzelne Personen sind wichtig, aber es geht nichts über den Erfolg des Nationalteams." (Florian Vetter, 26.11.2017)

Basketball-WM-Qualifikation

Österreich – Deutschland (Montag, 20.20 Uhr, ORF Sport + live) im Multiversum Schwechat.