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Lyrik und Energetik: der russische Starbariton Dmitri Hvorostovsky.

Foto: AP/Ivan Sekretarev

London – Es war ein gefährlicher und langer Kampf: Beim russischen Bariton Dmitri Hvorosto vsky wurde vor mehr als zwei Jahren ein Gehirntumor diagnostiziert; Phasen der Behandlung wichen glanzvollen Auftritten, von denen einige dann wiederum abgesagt werden mussten. Zuletzt war Hvorostovsky bei der Sommernachtsgala in Grafenegg zu hören: Motorisch schien er leicht gezeichnet, stimmlich jedoch war nach wie vor die markante vokale Aura zu vernehmen.

An der Wiener Staatsoper war Hvorostovsky in dieser Saison ursprünglich für Un ballo in maschera, Otello und Rigoletto eingeladen, nun jedoch hatte er den Kampf verloren. Am Mittwoch ist Dmitri Hvorostovsky im Alter von 55 Jahren in London, wo er mit seiner Familie lebte, gestorben.

Dunkle Klangeleganz und Lyrik

Die Opernwelt überzeugte der 1962 im russischen Krasnojarsk Geborene mit einer Mischung aus dunkler Klangeleganz und Lyrik. 1989, nachdem Hvorostovsky in Cardiff den Singer-of-the-World-Wettbewerb gewonnen hatte, begann für den Mann aus Sibirien eine wahre Weltkarriere. Sein Debüt außerhalb Russlands feierte er (ebenfalls noch 1989) in Nizza (in Tschaikowskis Pique Dame); danach ging es schnell an alle großen Opernhäuser der Welt.

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Hvorostovskys spezieller Mix aus Wohlklang, Intensität und Lyrik prädestinierte ihn besonders auch für Verdi-Rollen. Selbstverständlich war ihm ebenso das russische Fach ein Anliegen, wobei sich Hvorostovskys vitale Kunst vor allem in Tschaikowskys Eugen Onegin entfaltete. Bei den Salzburger Festspielen war er aber auch Don Giovanni (1999). Und da es seine Popularität erlaubte, gab Hvorostovsky auch popartige Potpourrikonzerte. "Heute ist ein sehr, sehr trauriger Tag für uns", so Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper. Ebendort hatte Hvorostovsky 1994 in Puritani debütiert. (Ljubiša Tošić, 22.11.2017)