Den ersten Kuss erleben Heranwachsende in Großbritannien im Schnitt mit 14 Jahren.

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London – Seit 1990 widmet sich die London School of Hygiene and Tropical Medicine der systematischen und wissenschaftlichen Erhebung von sexuellen Vorlieben britischer Jugendlicher und junger Erwachsener. Insgesamt wurden dazu mehr als 45.000 Probanden im Alter zwischen 16 und 24 Jahren befragt. Eine aktuelle Auswertung der Daten hat gezeigt: Die libidinösen Präferenzen der Heranwachsenden sind vielfältiger geworden.

Das Ergebnis: Vaginalverkehr und Oralsex sind immer noch am beliebtesten unter jungen Heteros. Der Anteil der 16- bis 24-Jährigen, die im vergangenen Jahr Vaginal-, Oral- und Analsex praktizierten, hat sich aber deutlich erhöht: Anfang der Neunziger traf dies auf eine von zehn Befragten zu, zwischen 2010 und 2012 waren es bereits ein Viertel der Männer und ein Fünftel der Frauen, wobei unter den 16- bis 18-Jährigen die höchste Steigerungsrate ermittelt werden konnte.

Zunehmende Einflüsse auf das Sexualverhalten

Studienleiterin Kaye Wellings zeigt sich wenig überrascht von den Veränderungen in den Sexualpraktiken, angesichts der ständig zunehmenden Einflüsse auf das Sexualverhalten. Es sei deshalb umso wichtiger die weiteren Trends zu beobachten, um den jungen Menschen dabei zu helfen, auf ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen zu achten.

Erstautorin Ruth Lewis betont, dass sich die Inhalte des Sexualkundeunterrichts an den Erfahrungen der junger Menschen orientieren sollte. "Unsere Studie unterstreicht die Bedeutung von sorgfältiger Sexualbildung. Dabei müssen auch Themen wie 'Einverständnis' und 'Schutz' diskutiert werden."

Das erste Mal

In den vergangenen Jahrzehnten weitgehend unverändert geblieben ist hingegen das Alter, in dem Heranwachsende ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen. Beim ersten Kuss waren die zwischen 1990 und 1996 Geborenen im Schnitt 14 Jahre alt. Der erste Geschlechtsverkehr fand im Mittel mit 16 statt.

Die Forscherinnen weisen jedoch darauf hin, dass einzelne Ergebnisse verzerrt sein könnten, da bei solchen Themen von einer starken sozialen Erwünschtheit des Antwortverhaltens auszugehen sei. (red, 23.11.2017)