DER STANDARD

Ich liege auf dem Rücken und atme tief ein. Ich rieche Tanne, Weihrauch, verbrannte Sprühkerzen. 23.15 Uhr, 24. Dezember 1977. Die Geschenke sind verteilt. Der Karpfen aus dem Neusiedler See, der noch am Vortag in der Badewanne für uns Kinder eine letzte Ehrenrunde schwamm, ist verspeist. Ich habe es mir hinter dem Weihnachtsbaum gemütlich gemacht, sehe zwischen Zweigen goldene Kugeln, Lametta, Kerzenlicht flimmern. Grün, Rot, Orange, Gelb verschwimmen.

Die Augenlider sind schwer und würden gern zufallen. Der Heizkörper hält meinen Rücken warm, ich trage einen karierten Pullunder mit V-Ausschnitt. V wie "Von Herzen". Leise höre ich Peter Alexander auf FS1 aus der Küche, unterbrochen von zufriedenem Murmeln meiner Großeltern, Eltern, Brüder. Ich greife noch einmal nach oben. Die Schokobanane habe ich mit meiner Mama vor ein paar Tagen in dünnes weißes Papier mit Fransen und roten Schnüren eingepackt. Aufgehängt hat sie das Christkind. Wie und wann, weiß ich nicht. Ich reiße die Enden auf und lasse die Schokolade im Mund so lange schmelzen, bis ich auf Bananengeschmack stoße. Ein kleiner Rülpser entfährt mir. Das Cola, das wir nur zu Weihnachten bekommen. Himmlisch!

Ich freue mich auf den nächsten Tag, wenn wir das neue Computerspiel Odyssey 2000 wieder an den Fernseher anschließen können. Tennis mit Strichen und Punkten. Ich schlafe glückstrunken ein.