Bitterer Humor vom Kaiser bis Kreisky

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Als Kaiser Franz Joseph vor einer Abstimmung im Reichsrat seinen Ministerpräsidenten Graf Eduard Taaffe fragte, wie sich wohl die Deutschnationalen verhalten würden, antwortete der: "Es ist schwer, Majestät, so aus dem Handgelenk zu sagen, was das Dümmste ist, was man machen kann."

Der bittere Witz steht am Anfang von 100 Jahre Österreich, dem neuen Anekdotenband von Johannes Kunz. Der Untertitel Die Politik 1918-2018 im Spiegel des Humors ist dahingehend zu interpretieren, dass es sich historischer Umstände halber sehr oft um sarkastischen oder gar Galgenhumor handelte. Johannes "Jo" Kunz, geboren 1947 in Wien, war zunächst ORF-Redakteur, dann 1973 bis 1980 Pressesprecher des legendären Bundeskanzlers Bruno Kreisky sowie zwischen 1986 und 1992 Informationsindentant im ORF.

Da kann Kunz viele typische Kreisky-Aussprüche und auch Witze über ihn referieren. Kreisky hatte einen mehr als sarkastischen Humor, wobei unsicher ist, ob er auf die Nachricht vom Selbstmord seines unseligen Verteidigungsministers Lütgendorf wirklich gesagt hat: "Wenn er sich's verbessern kann ..."

Besser verbürgt ist Kreiskys selbstironischer Hinweis beim Anblick des Wimmelbildes von der Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 im Belvedere: "Des Punkterl da auf dem Schinken bin i."

Notgedrungen nehmen in Kunz' 100 Jahren die weniger schönen Jahre der Zwischenkriegs- und der Nazizeit viel Platz ein. Bei vielen Witzen von damals fragt man sich, ob sie tatsächlich so erzählt wurden, wie etwa bei diesem:

Dialog im Luftschutzkeller: "Wo wären wir jetzt, wenn wir den Führer nicht hätten?" – "Im Bett."

Aber es gab (und gibt) natürlich die Kategorie des Flüsterwitzes. Johannes Kunz zieht einen großen Bogen, an dessen Ende man zu dem Schluss kommen kann: Die Lage war/ist zwar sehr oft nicht besonders lustig, aber ein Witz geht sich immer noch aus. (Hans Rauscher, 23.11.2017)