Die Tatsache, dass der Österreichische Skiverband (ÖSV) nahezu in Fabelbestzeit auf die von Nicola Werdenigg und einer anonymen Teamkollegin erhobenen Missbrauchsvorwürfe reagiert hat, verwundert ebenso wenig wie suboptimal formulierte Reaktionen ehemaliger Superstars der Szene.

Verwunderlich ist aber, dass der Präsidentenkonferenz des ÖSV zunächst nicht mehr zum Thema einfiel als das dann präsentierte Bündel an Präventivmaßnahmen, die sich in der offiziellen Aussendung in vier dürren Sätzen zusammenfassen ließen. Dass Roswitha Stadlober, ÖSV-Vizepräsidentin und einzige Frau im 17-köpfigen Gremium, der Damenbeauftragten (sic) Petra Kronberger "im Bedarfsfall zur Seite" steht, könnte man auch mit "eh kloa" kontern.

Den ganzen kleinen Rest – alle werden darauf aufmerksam gemacht, Aktive mit dem nötigen Respekt zu behandeln, verstärkte Themensetzung in der Trainerausbildung und hartes Durchgreifen bei Bekanntwerden – ebenso. Aufarbeitung war bis Donnerstag kein Thema, die schien mit dem Hinweis erledigt, dass Peter Schröcksnadel damals noch nicht Verbandspräsident war.

Jetzt hat Werdenigg aber einen Fall aus dem Jahr 2005 angezogen, der zumindest an die Mannschaftsführung herangetragen wurde, eigentlich aber auch den Verbandsspitzen zu Ohren gekommen sein müsste. Schröcksnadel ließ einen halben Tag ermitteln, leider erfolglos. Also soll Werdenigg Namen nennen, die hat dem ÖSV die Sache schließlich eingebrockt, eh kloa. (Sigi Lützow, 23.11.2017)