Was sagen Gütesiegel aus – etwa darüber, wie gut es dem Schwein, das später als Braten verzehrt wird, gegangen ist?

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Wien – Fairtrade, Ja! Natürlich, Zurück zum Ursprung, EU Bio, Tierwohl, AMA-Gütesiegel, Freilandhaltung, UTZ, Bio vom Berg: Gütesiegel, Zertifikate und Labels sollen für Konsumenten eine Art Leitlinie sein und ihnen bei der Auswahl der Lebensmittel helfen. Doch inwieweit gelingt das? Die NGOs Global 2000 und Südwind haben sich 22 angesehen und kommen zu dem Schluss, dass viele "mehr Schein als Sein" sind.

"Ein echtes Gütesiegel braucht neben sorgfältig durchdachten sozialen und ökologischen Kriterien auch ein gutes Kontrollsystem", erklärt Stefan Grasgruber-Kerl, Kampagnenleiter von Südwind. Um Interessierten in der zunehmenden "Gütesiegelflut" den Durchblick zu ermöglichen, für welche Standards die unterschiedlichen Labels stehen, veröffentlichen Global 2000 und Südwind nun einen Gütesiegelcheck.

Ampelsystem zur Bewertung

Mit einem Ampelsystem wurden die Label in den Kategorien Umwelt, Soziales, Tierwohl und Fundiertheit bewertet. Beispielsweise wurde dabei Fairtrade mit "hohem Anspruch", UTZ mit "mittlerem Anspruch" und das AMA-Gütesiegel mit "niedrigem Anspruch" beurteilt. Das Prädikat "Vorreiter" als Gütesiegel mit besonders hohem Anspruch bekamen unter anderen das Rewe-Label Ja! Natürlich und das Hofer-Label Zurück zum Ursprung.

Zusätzlich zum Gütesiegelcheck haben Global 2000 und Südwind in einem internationalen Projekt eine Datenbank entwickelt, die zusätzliche Informationen über 41 Gütesiegel liefert.

Konventionelle Karotte besser als Bio-Rind

Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte und Leiter der Untersuchung bei Global 2000, macht auf grundsätzliche Grenzen des Systems aufmerksam: Gütesiegel und Zertifikate erlauben einen Vergleich innerhalb einer Produktgruppe, aber nicht zwischen zwei unterschiedlichen Produkten wie zum Beispiel Karotten und Rindfleisch.

Wildenberg: "Die Bio-Karotte ist umweltfreundlicher als eine Karotte ohne Gütesiegel, aber die konventionelle Karotte schlägt das Bio-Rind in puncto Ressourcenverbrauch trotzdem um Längen. Gut gemachte Gütesiegel können Werkzeuge der Veränderung sein, sie sind aber mit Garantie keine Wundermittel."

Für weitreichende Änderungen in Richtung Nachhaltigkeit müssten die Menschen ihre Konsum- und Produktionsmuster überdenken, sind sich die NGOs einig. "Bewusst und mit Genuss das konsumieren, was man tatsächlich braucht, und nichts verschwenden, ist die erste Regel für verantwortungsvollen Konsum", sagt Grasgruber-Kerl. (red, 24.11.2017)