Wien – Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt gegen das private Immobilienunternehmen Wienwert. "Wir haben geprüft, ob ein konkreter Anfangsverdacht vorliegt und führen nun Ermittlungen durch", wird WKStA-Sprecherin Ingrid Maschl-Clausen in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil" zitiert. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

Laut "Profil" geht es um den Verdacht der Untreue und der Vollstreckungsvereitelung zugunsten eines anderen. Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch eine Ende September vom Verein Cobin Claims – einer Plattform für Sammelklagen bei Massenschäden – eingebrachten Sachverhaltsdarstellung. Darin heißt es, es sei "nicht auszuschließen, dass die Gesellschaft WW Holding AG widerrechtlich um 3,12 Millionen Euro entreichert wurde". Hintergrund ist der Verkauf der Markenrechte durch Gesellschaften der Firmengründer an die Wienwert Holding im März 2016 um 3,12 Millionen Euro, sowie die spätere Übertragung der Marke an die Wienwert AG.

Aufsichtsrat sind "Vorwürfe völlig neu"

Wienwert-Vorstandschef Stefan Gruze rechtfertigte die Transaktion mit einem Gutachten: "Der gemeinsam mit meiner Bestellung zum CEO durchgeführte Kauf der Markenrechte, sowie die spätere Sacheinlage dieser Rechte in die neue Wienwert AG wurden auf Basis eines Sachverständigengutachtens einer weltweit führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft durchgeführt."

Aufsichtsrat Wolfgang Sedelmayer erklärte im "Profil": "Uns sind diese Vorwürfe völlig neu, die Sachverhaltsdarstellung ist uns von der Staatsanwaltschaft noch nicht einmal übermittelt worden. Soweit wir das überblicken können, sind die dort angesprochenen Angelegenheiten sorgfältig mit Wirtschaftsprüfern abgestimmt beziehungsweise sogar deren Vorschläge."

Wienwert: Anzeige gegen Manager, nicht Unternehmen

Die Wienwert AG hat am Sonntag in einer Aussendung betont, dass das Unternehmen selbst nicht von der Anzeige betroffen sei. "Vielmehr ist richtig, dass der Verein Cobin Claim bereits am 29.9.2017 eine Sachverhaltsdarstellung gegen die Gründer und Aufsichtsräte, Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakir, sowie gegen Vorstand Stefan Gruze – und eben nicht gegen das Unternehmen Wienwert AG – eingebracht hat."

Gruze sieht sich darüber hinaus verkürzt dargestellt. "Ich wurde am 1.4.2016 zum CEO bestellt und war bekanntlich zuvor nicht für die Wienwert-Gruppe tätig, daher betreffen mich die Vorwürfe aus der Vergangenheit auch nicht." Die Vorwürfe gingen ohnehin "vollkommen ins Leere". Die fragliche Übertragung der Markenrechte sei mehrfach geprüft und bestätigt worden, so Gruze in der Aussendung der Wienwert AG. (APA, 26.11.2017)