Bild nicht mehr verfügbar.

Teilnehmer des Wildsau Dirt Run 2016 in Niederösterreich (Symbolfoto): Männer zeigen sich auf Tinder gerne beim Sport oder als Abenteurer.

Foto: Reuters

Gemeinsam ins Glück wischen – mit diesem Versprechen lockt die Smartphone-App Tinder seit Jahren erfolgreich viele Nutzer an. Die Meinungen darüber, ob es sich hier um ein adäquates Verkupplungstool oder nicht doch hauptsächlich um eine App für Schäferstündchen handelt, gehen auseinander. So manche Experten warnen jedenfalls, die Erwartungen allzu hoch zu stecken.

Das Sammelsurium an eventuellen Partnern und Liebschaften ist jedenfalls bunt. Entsprechend lässt sich viel Interessantes über die Auswertung von Profilbildern herausfinden. 22 Millionen Stück davon, stammend von Usern aus 16 Ländern, hat die Vergleichsplattform Zu Zweit, die Datingportale unter die Lupe nimmt, mithilfe künstlicher Intelligenz analysiert. Gegenüber dem "Spiegel" (Ausgabe 48/2017) nahm Expertin Celia Schweyer Stellung zu den Ergebnissen.

Deutschlands ernste Männer

Bezugnehmend auf Deutschland erklärt sie, dass es Männer auf Tinder mit ernsterer Miene angehen. Sie lächeln auf lediglich 4,5 Prozent ihrer Bilder, zeigen sich dafür aber oft beim Sport. Beliebt sind auch Statussymbole und wilde Tiere sowie Aufnahmen, auf denen sie im Match zu sehen sind – mutmaßlich, um sich als "Abenteurer" darzustellen. Oft zu sehen sind auch nackte Oberkörper.

Frauen hingegen zeigen sich oft "zurechtgemacht" und präsentieren häufiger nachbearbeitete Bilder. Oft zu sehen sind zudem Fotos im Bikini und, wie in der Studie nachzulesen ist, Freundinnen, was interessierten Partnern mitunter die Identifikation erschwert. Überraschend ist, dass Deutsche sich vergleichsweise oft mit Waffen abbilden lassen. Unter den 16 ausgewerteten Ländern befindet sich die Bundesrepublik auf Platz drei hinter den USA und Finnland.

ZU-ZWEIT.de

Immer noch gut vertreten, aber nicht unbedingt ratsam, sind Fotos, die im Bad aufgenommen wurden und im Hintergrund das Klo zeigen. Ebenfalls nicht tot zu bekommen sind offenbar Duckface-Posen sowie Männer, die sich möglichen Bekanntschaften in einem Superheldenkostüm präsentieren.

Vorliebe für BMWs und Obst

Die Tinder-User aus Deutschland lichten sich auch gerne vor Sehenswürdigkeiten ab. Es führt hier der Pariser Eiffelturm vor dem Grand Canyon, der Golden Gate Bridge, dem Brandenburger Tor und dem Kölner Dom. Auf Fotos, die im Freien aufgenommen wurden, liefern Strände die beliebteste Kulisse, gefolgt von Bergen sowie allgemein "grünen" Umgebungen.

Identifizieren konnte man auch einige Lieblinge der Nutzer. Vermutlich wenig überraschend ist, dass BMW bei den Marken abgebildeter Autos vorne liegt. Während im Internet allgemein Katzen das Sagen haben, sind es auf Tinder Hunde. In Deutschland zeigen sich Männer und Frauen am häufigsten mit Mischlingen. Kulinarisch liegt Obst vor Gemüse und Fastfood.

"Für Anfang 20-Jährige, die ihren Marktwert testen wollen"

Wer auf der Suche nach einer Beziehung ist, dem rät man bei Zu Zweit übrigens von Tinder ab. Weil die App fast ausschließlich auf Bilder setzt, muss man also aus der Masse der Aufnahmen herausstechen. Dementsprechend häufig kommen Nachbearbeitung vor. Viele Nutzer seien überhaupt nur zur Selbstbestätigung dabei. Sie sammeln Likes, um sich besser zu fühlen, und sind höchstens an ein wenig Plauderei im Chat interessiert. Erschwerte Bedingungen finden Männer auf Frauensuche vor, denn der Frauenanteil ist gering. Für die Schweiz wird er etwa mit 27 Prozent ausgeschildert, schreibt 20minuten.ch.

"Tinder ist mehr ein Spielzeug für Anfang 20-Jährige, die ihren Marktwert testen wollen und denen Daten- und Persönlichkeitsschutz nicht sonderlich wichtig sind", heißt es im Fazit. Die Plattform selbst empfiehlt für die Suche nach Flirts und Partnern im Internet klassische Partnervermittlungen. (gpi, 27.11.2017)