Irene Fuhrmann (37) ist seit Jahresbeginn Assistentin von Dominik Thalhammer im Frauenfußball-Nationalteam.

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Wien – Blöde Sprüche? "Gibt es. Aber nichts Untergriffiges." Irene Fuhrmann ist es gewohnt, allein unter Männern zu sein. Jetzt, wo viel über Missbrauch im Sport geredet wird, habe sie sich schon Gedanken darüber gemacht. "Ich sitze oft irgendwo mit 30, 40 Männern. Aber ich war noch nie in einer bedrohlichen oder unangenehmen Situation."

Irene Fuhrmann, 37 Jahre alt, aus Wien, ist eine Pionierin. Seit Ende Oktober besitzt sie als erste Österreicherin die Uefa-Pro-Lizenz, das höchste Trainer-Diplom des europäischen Fußballverbandes. Es sei nie ihr Antrieb gewesen, die erste zu sein. Aber jetzt, wo es so ist, "bin ich schon ein klein wenig stolz darauf".

Es ergab sich

Seit Jahresbeginn ist Fuhrmann Assistenztrainerin von Dominik Thalhammer im Nationalteam der Frauen, das am Dienstag in der WM-Quali-Gruppe 7 um 20:15 Uhr in Palma de Mallorca auf Spanien trifft.

Dieselbe Funktion hatte sie schon zwischen 2008 und 2011 unter dem damaligen Coach Ernst Weber inne. Von 2011 bis 2016 trainierte die Ex-Nationalspielerin das U19-Team, das sich im Vorjahr für die EM qualifizierte. Dabei hat Fuhrmann nie geplant, hauptberufliche Trainerin zu werden. Es ergab sich. Neben ihrer Laufbahn absolvierte sie Trainerkurse. Sie gab Volksschulkurse, jobbte am Universitätssportinstitut. "Als Spielerin hat mir das Spaß gemacht."

Auch jetzt hat sie Spaß an ihrem Job. Fuhrmann ist etwa für Einzelvideoschulungen zuständig. Thalhammer habe dann Zeit, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. "Er kann schon einiges an mich delegieren." Was ihre Arbeitsweise betrifft, sei sie geprägt von Thalhammer. Der 47-Jährige gilt als analytisch, nicht wenige bezeichnen ihn als Perfektionisten. "Bei mir", sagt Fuhrmann, "ist das Soziale stark ausgeprägt. Aber ich kann auch sehr fordernd sein."

Die Kombination Mann/Frau im Betreuerstab findet Fuhrmann gut. Als U19-Trainerin hatte sie einen Mann als Assistenten. "Der Frauenfußball in Österreich ist mir ein Anliegen." Zwar läuft im Land der EM-Halbfinalistinnen schon einiges gut. Die Nachwuchsausbildung im nationalen Zentrum in St. Pölten etwa. Aber es gibt auch Baustellen. "Wir haben viel zu wenige spielende Mädchen." Der Hype während und nach der EURO könnte helfen. Und die heimische Liga müsse konkurrenzfähiger werden. Derzeit wird darüber diskutiert, die Anzahl der Erstliga-Vereine (derzeit zehn) zu reduzieren.

Im Männerfußball könnte sich Fuhrmann vorerst maximal einen Job im Nachwuchsbereich vorstellen. "Wenn man durch Verband oder Verein gestärkt ist, ist das, glaube ich, machbar." Und die Bundesliga? "Ich denke, dafür ist die Zeit noch nicht reif. Da muss man schon großes Selbstbewusstsein haben." Die Schwierigkeit sähe sie vor allem in der Zusammenstellung eines Betreuerstabs. Ein Mann als Assistent einer Frau? "Da muss man schon jemanden finden, der sehr loyal ist."

Fuhrmann will einen Trainerjob im Männerfußball nicht für alle Ewigkeit ausschließen. "Ich bin noch eine relativ junge Trainerin." Auszuschließen ist auch nicht, dass die eine oder andere weitere Frau sich zur Fußballtrainerin ausbilden lässt. "Ich setze auf die Generation der heutigen Nationalteamspielerinnen." Dann wäre Fuhrmann nicht mehr allein unter Männern. (Birgit Riezinger, 27.11.2017)