Köche gesucht. Die Tourismusbranche beklagt wiederkehrend einen Mangel an Fachkräften.

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Wien – "Wir brauchen ein Angebot an Fachkräften", sagte die Obfrau der WKÖ-Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, Petra Nocker-Schwarzenbacher, im Klub der Wirtschaftspublizisten am Dienstag. Der Fachkräftemangel bleibe einer der größten strategischen Engpässe im Tourismus.

Zwar stelle die Branche mehr ein, aber der Bedarf an Fachkräften sei noch lange nicht gedeckt. Im September stieg die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zur Vorjahresperiode um satte 30 Prozent auf 7.283 unbesetzte Stellen. Im Oktober waren es noch 6.481 offen Stellen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das immer noch einen Anstieg um 23,8 Prozent. Dabei decke das Reservoir an beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos gemeldeten Personen den Bedarf an Fachkräften nur bedingt. "Allein in Tirol fehlen 900 Köche", sagte die Obfrau.

Boomende Branche

Dabei boomt die Tourismusbranche. Von Mai bis Oktober 2017 hat die Zahl der Übernachtungen laut vorläufigen Zahlen der Statistik Austria um 2,7 Prozent auf 74,87 Millionen zugenommen. Das Nächtigungsergebnis ist somit das beste seit 1992. Der Zuwachs sei unter anderem auf das gute Wetter zurückzuführen. Zudem konnte in den vergangen Jahren die Saison verlängert werden. "Wenn der Schnee mitspielt" erwartet Nocker-Schwarzenbacher auch für die Wintersaison ein Zuwachs.

Vielen Betrieben fehle Personal um das volle Geschäft aufrecht zu erhalten. "Es kann nicht sein, dass wir Rekorde einfahren und letztendlich scheitert es an den Arbeitskräften", beklagte die Obfrau. "Wir brauchen dringend Verständnis der Politik, dass wie die Arbeitskräfte bekommen, die wir benötigen und auch dort hinbekommen, wo Arbeit ist." Dabei fordert die Obfrau ein höheres Saisonnier-Kontingent von Drittstaaten. Auch die Bestimmungen zur Zumutbarkeit bei Arbeitslosen müsse überdacht werden. Nachholbedarf sei ebenfalls bei der Digitalisierung notwendig. Was dringend benötigt werde, sei der Ausbau eines leistungsfähigen Breitband- oder Glasfasernetzes, "nicht nur in den Ballungszentren sondern auch bis ins letzte Dorf."

Mehr Lehrlinge

Zwar haben im Oktober 8,6 Prozent mehr Personen eine Lehre in der Branche begonnen aber die Obfrau sieht auch hier Verbesserungspotenzial. Denn von zusätzlichen 120 Lehranfängern mehr sind 60 Prozent Asylbewerber. Die Drop-Out-Rate sei bei Asylbewerbern wesentlich höher. Viele seien mit der Sprache und den Arbeitsabläufen sowie der Kultur überfordert. Es müsse ein Einstiegsprogramm geben, "die Lehre vor der Lehre".

Bei den aktuellen Regierungsverhandlungen sei die Branche eingebunden. "Eine eigene Untergruppe ist eine große Wertschätzung", sagte die Obfrau. In der Fachgruppe Tourismus diskutieren seitens der ÖVP neben Petra Nocker-Schwarzenbacher, Elisabeth Gürtler und Franz Hörl und seitens der FPÖ Gerald Hauser, Roman Haider sowie Rudi Federspiel. Die Obfrau zeigte sich optimistisch: "Wir erfahren, dass wir gehört werden." Es gebe kein "Nein" im Vorhinein. An der Forderung, die Mehrwertsteuer für Urlaubsübernachtungen von 13 auf 10 Prozent zu reduzieren, halte man fest. (APA, 28.11.2017)