Salzburg – Nach Graz (2003) und Linz (2009) wird Österreich im Jahr 2024 zum dritten Mal eine der beiden Kulturhauptstädte Europas stellen. Während St. Pölten bereits im September die Kandidatur fixierte und die Vorarlberger Rheintalstädte Bregenz, Dornbirn, Hohenems und Feldkirch sich im Frühjahr 2018 entscheiden wollen, hat in Salzburg eine Initiative aus Kulturschaffenden einen letzten Anlauf gestartet, auch die Stadt möge sich um den Titel bewerben. Die Zeit drängt, doch für das Vorhaben zeichnet sich nur geringe politische Unterstützung ab.

"Salzburg muss zwar nicht um Bekanntheit buhlen, wird aber immer noch als Mozart- und Festspielstadt wahrgenommen. Was wir brauchen, ist ein Modernisierungsschub", betont Tomas Friedmann, Urheber der "Initiative Salzburg 2024". "Eine Bewerbung wäre eine unglaubliche Chance. Es geht darum, wie sich die Stadt und die Region in den nächsten Jahrzehnten kulturell und zeitgenössisch positionieren soll."

Ab 2020 gelten für Kulturhauptstädte neue Ausschreibungskriterien. "Es handelt sich dezidiert um kein Tourismusprojekt mehr", erklärt Friedmann. "Es stehen dann weniger das bestehende kulturelle Erbe oder Investitionen im Fokus, sondern wie die Bevölkerung in Zukunft glücklich zusammenleben kann: sozial, solidarisch, umweltfreundlich – und mit Zugang zu Bildung." Kurzum: Es gehe um Kultur im weitesten Sinne.

Wenig politischer Rückenwind

Allerdings drängt die Zeit: Ende 2018 endet die Bewerbungsfrist, bis dahin müsste ein inhaltliches Konzept und ein Finanzplan vorliegen. Doch in der Stadt befürwortet momentan nur die grüne Bürgerliste klar eine Kandidatur. "Salzburg hat in der Kultur Kernkompetenz und internationalen Ruf", erklärte hingegen Vizebürgermeister Harald Preuner (ÖVP). "Wir sind so bekannt, dass wir hier kein Geld mehr ausgeben müssen." Zugleich schaffe die Stadt am Gelände der ehemaligen Rauchmühle Angebote für die freie Kulturszene. "Wir wollen dort das implementieren, was wir brauchen: freie Proberäume für die Musik- und Tanzszene, in Kombination mit Start-Ups. Das scheint mir nachhaltiger und langfristiger."

Sein Kontrahent in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt am 10. Dezember, Bernhard Auinger (SPÖ), befürwortet eine Bewerbung grundsätzlich. "Man muss der künftigen Entwicklung und kulturellen Ausrichtung offen gegenüber stehen." Im konkreten Fall gehe sich eine Kandidatur aus zeitlichen Gründen aber nicht mehr aus. "Für mich persönlich ist der Zug damit abgefahren."

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) teilte mit, dass eine Bewerbung primär Angelegenheit der Stadt sei. Unterstützung kam von Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne). "Jede Bewerbung ist eine Qualitäts-Überprüfung und birgt Chancen für Veränderung und Weiterentwicklung. Es ist immer ein guter Zeitpunkt Resümee zu ziehen und zu überprüfen: Ist unser Weg noch zeitgemäß? Was können wir verbessern, was weiterentwickeln?"

Bundeskanzleramt wäre im Boot

Friedmann erklärte am Dienstag, er wolle nun einmal das Ergebnis der Bürgermeisterwahl abwarten. Zudem habe er eine schriftliche Zusage vom Bundeskanzleramt, dass der Bund ein Drittel der Kosten übernehmen würde. Bisher sei eine Drittelfinanzierung aus Stadt, Land und Bund Usus gewesen. Für Niederösterreich nannte er den kolportierten Betrag von 50 Mio. Euro – plus zusätzliche 25 Mio. vom Bund. Bisherige europäische Kulturhauptstädte haben übrigens zwischen 9 und 90 Millionen Euro ausgegeben.

Die Entscheidung, auf welchen Bewerber die Wahl fällt, trifft eine internationale Jury. (APA, 28.11.2017)