Kunst mit Meerblick: "Painting Action at Hotel 1000 Columns" (2017) heißt diese fotografische Intervention von Kamen Stoyanov.

Foto: Kamen Stoyanov

Wien – Wer sich für die Wiener Kunstszene abseits etablierter Häuser interessiert, dem wird "das weisse haus" ein Begriff sein. Gegründet von Alexandra Grausam und Elsy Lahner, organisierte der Kunstverein seit 2007 an wechselnden Orten Ausstellungen, bespielte ein ehemaliges Amtsgebäude in Wien-Margareten ebenso wie eine frühere Schule in der Argentinierstraße.

In der Zwischenzeit wurden außerdem etwa ein Artist-in-Residence-Programm sowie durch diverse Kooperationen ein Erste-Bank-Kunstpreis etabliert. Von einem klassischen "Offspace" hat sich das weisse haus damit denkbar weit entfernt. Berechtigt ist auch deshalb jene Aufforderung, die Besucher derzeit in der Hegelgasse 14 empfängt, wo der nomadische Kunstverein seit nunmehr zwei Jahren residiert: "Don't call it off-space!", mahnen Neonlettern. Das Wortspiel ist zugleich Titel jener Ausstellung, mit der man nun das Zehn-Jahr-Jubiläum begeht.

Land Art in der Wüste

Ein zentrales Element darin sind Fototapeten, die frühere Standorte des weissen hauses zeigen und durchaus auch nostalgisch stimmen können. Abseits davon macht die Schau einmal mehr klar, dass der Reiz daran, mit junger Kunst alte Gebäude zu bepflanzen, längst nicht verbraucht ist.

Seien es algorithmische Computergrafiken von Julian Palacz, die hier unweit ausrangierter Telefone zu hängen kommen; sei es eine Videoarbeit wie Circular Inscriptions (2016) von Lukas Marxt, für die der Künstler mit dem Auto Kreise in den Wüstensand fuhr und die nun am oberen Ende einer Rundtreppe zu betrachten ist: Die Bezugnahmen zwischen Kunst und Raum sind vielfach schön und produktiv, zuweilen aber auch zum Schmunzeln. Wie etwa beim Planetomat (2017) von Wendelin Pressl: ein langes Abflussrohr ist so an der Wand montiert, dass der kreisrunde Wandausschnitt dahinter für Hindurchschauende wie ein Mond aussieht. Der Blick ins vermeintlich Leere wird zum Blick in die Ferne.

Positionen, die sich eher in der Selbstfindung befinden, kommen indes zwanglos mit etablierten zusammen. So sind etwa auch Arbeiten von Judith Fegerl, Kamen Stoyanov oder Kay Walkowiak zu sehen. Letzterer ist mit der Arbeit Primary Structures (2014) vertreten, die sich in mit der schönen Frage befasst, wie ein Affe mit abstrakter Kunst umgeht. (Roman Gerold, 28.11.2017)