Wien/Mailand – Das Dorotheum übernimmt das Pfandleihegeschäft der italienischen Großbank Unicredit. Beim Abschluss des Geschäfts, der Mitte 2018 zu erwarten ist, sind 141 Millionen Euro fällig, nach drei Jahren ist eine Nachzahlung von zehn Millionen Euro möglich, teilte die Unicredit am Donnerstag mit. Sie erwartet sich aus dem Verkauf der "Monte di Pieta" einen Gewinnbeitrag von 100 Millionen Euro und vier Basispunkte mehr Eigenkapital (CET 1).

Das Dorotheum wird demnach eine neue Finanzgesellschaft aufstellen, in die das Pfandleihegeschäft der Unicredit eingebracht wird. Ziel sei die Expansion nach ganz Italien. Damit werde das Dorotheum der größte Anbieter in Europa, heißt es in der Aussendung der Unicredit.

Gewerkschaft protestiert

Die italienischen Gewerkschaften reagierten kritisch auf den Beschluss der Unicredit. Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Pfandhaus "Monte di Pieta" mit Sitz in Rom sei mit seinen 35 Filialen ein rentables Geschäft und spiele in Italien eine strategische Rolle im Mikrokreditbereich.

Die Gewerkschaften bemängeln, dass das Pfandhaus verkauft worden sei, ohne sie und die Arbeitnehmer zu informieren. Gerüchte über die Unicredit-Pläne kursierten bereits seit Monaten, die Gewerkschaften befürchten einen Jobabbau. Während der Wirtschaftskrise sei das Pfandhaus im Kampf gegen Wucher und illegale Finanzierungsformen zudem besonders wichtig gewesen. Es ermögliche einen transparenten und geregelten Kreditzugang für Personen, die wegen vorübergehender Schwierigkeiten liquide Mittel benötigen.

"Die antike Funktion des Pfandhauses hat sich in der Zeit nicht geändert. Seine Kunden sind heute nicht mehr Bürger am Rande der Gesellschaft, sondern Arbeitnehmer, Familien, Kleinunternehmer und Kaufleute, die Kredite brauchen", erklärte die Gewerkschaft.

Mehrere Beteiligungen abgegeben

Die Unicredit, die im März eine Kapitalerhöhung von 13 Milliarden Euro zur Stärkung ihrer Kapitaldecke abgeschlossen hat, hat sich zuletzt von mehreren Assets getrennt, etwa Beteiligungen an der polnischen Pekao-Bank und der Onlinebank Fineco. Zudem trennte sie sich von dem Vermögensverwalter Pioneer. (APA, red, 30.11.2017)