Rocket Internet will zunächst kein weiteres Geld für die Aktienkurspflege in die Hände nehmen. Es wäre nicht gut für das Unternehmen, wenn es Kaufmöglichkeiten nicht wahrnehmen könnte, nur weil die Mittel gerade in ein neues Aktienrückkaufprogramm fließen, sagte der Chef der Startup-Schmiede, Oliver Samwer, am Donnerstag auf einer Kapitalmarktveranstaltung.

Auch einer baldigen Dividendenzahlung erteilte er eine Absage. Zuvor hatten mehrere Analysten Samwer in ungewöhnlich deutlicher Art aufgefordert, entweder mehr eigene Anteilsscheine zu erwerben oder das Unternehmen sogar von der Börse zu nehmen. Auf Letzteres ging Samwer nicht weiter ein.

Aktie gab zeitweise fast vier Prozent auf 19,86 Euro nach

Die Rocket-Aktie gab zeitweise fast vier Prozent auf 19,86 Euro nach und war damit größter Verlierer im Kleinwerteindex SDax. 2014 war das Berliner Unternehmen mit einem Ausgabepreis von 42,50 Euro gestartet. Auch die beiden Aktienmarktdebüts der Rocket-Beteiligungen HelloFresh und Delivery Hero sowie der im August angekündigte Aktienrückkauf im Umfang von bis zu 100 Mio. Euro sorgten jeweils nur für kurzen Auftrieb.

Samwer betonte: "Ich bin kein Dagobert Duck." Es gehe ihm nicht darum, das Geld zu horten. Ende Oktober hatte allein Rocket Internet gut 1,9 Mrd. Euro auf der hohen Kante. Unter Berücksichtigung der Beteiligungen an dem börsennotierten Kochbox-Versender HelloFresh und dem Essenslieferdienst Delivery Hero kommt Rocket auf etwa 3,8 Mrd. Euro. Samwer betonte, nach guten Investitionsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Er könne sich auch vorstellen, sich an börsennotierten Unternehmen zu beteiligen.

Bisher schreiben alle diese Häuser rote Zahlen

Neben HelloFresh und Delivery Hero hält Rocket unter anderem am Online-Möbelhaus Home24, mehreren Online-Modehändlern und vielen kleineren Startups wie dem Cater-Vermittler Caterwings und dem Fintech Billie Anteile. Bisher schreiben alle diese Häuser rote Zahlen. Finanzchef Peter Kimpel sagte, dass vor allem der Möbelhändler Westwing kurz davor stehe, die Gewinnschwelle zu erreichen.

Zugleich schraubte Kimpel die Erwartungen zurück: "Wir werden bei einigen Start-ups das Ziel, bis Ende des Jahres profitabel zu sein, um einige Quartale verfehlen." Ursprünglich hatte Rocket geplant, dass bis Ende 2017 mindestens drei Jungfirmen die Gewinnschwelle knacken. Alle großen Beteiligungen haben laut Rocket von Jänner bis September ihre Profitabilität gesteigert. Der Umsatz legte in dem Zeitraum um 28 Prozent auf 1,85 Mrd. Euro zu. Rocket selbst rückte in den ersten neun Monaten näher an die Gewinnschwelle. Der Fehlbetrag im operativen Geschäft (Ebitda) verringerte sich auf 44 Mio. Euro von zuvor 642 Mio. Euro. (APA, 30.11. 2017)