Dornbirn – Vorarlbergs Gesundheitssystem macht einen Schritt nach vorne. Ab Jänner 2018 bieten alle Apotheken E-Medikation an. Durch diese Erweiterung von Elga wird die Medikamentenliste transparent. Der Vorteil: Die Gefährdung durch Wechselwirkungen kann verhindert werden.

Diese Gefahr sollte nicht unterschätzt werden: Laut Weltgesundheitsorganisation geht jede zehnte Spitalsaufnahme auf Folgen von Medikamenteneinnahmen zurück. Alexander Biach, Vorstand des Hauptverbands am Donnerstag bei der Präsentation des Vorarlberger Modells: "Wir wissen, dass drei Arzneimittel gemeinsam eingenommen statistisch gesehen bereits drei Wechselwirkungen auslösen. Fünf Arzneimittel hingegen lösen bereits zehn Wechselwirkungen aus." Die Liste wird neben den verschriebenen auch jene rezeptfreien Medikamente, die Wechselwirkungen auslösen können (beispielsweise Aspirin), umfassen.

Bewusstsein für die eigene Gesundheit

Nach zwei Monaten Probebetrieb im Bezirk Dornbirn wird die E-Medikation in allen 51 Apotheken des Landes möglich. Kleinere technische Anfangsschwierigkeiten könnten noch auftauchen, räumt Jürgen Rehak, Präsident der Apothekerkammer Vorarlberg und des österreichischen Apothekerverbandes, ein. Rehak sieht außer der Vermeidung von Wechselwirkungen einen langfristigen Vorteil für das Gesundheitssystem: Durch die verbesserte Information stärke man die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten.

Beim Gang in die Apotheke darf man künftig die E-Card nicht vergessen, denn für E-Medikation muss die grüne Karte gesteckt werden. Vor dem Verkauf des Medikaments wird die Liste der Medikamente, die man bereits nimmt, gecheckt. Manfred Brunner, Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse: "Für unsere Versicherten wird damit die Sicherheit bei der Einnahme von Arzneien deutlich erhöht."

Stärke regionaler Krankenkasse

Für Ärztekammer-Präsident Michael Jonas ist das gemeinsame Projekt von VGKK, Ärzte- und Apothekenkammer ein Beweis für die Innovationskraft regionaler Kassen. Sein Seitenhieb Richtung Koalitionsverhandler ÖVP und FPÖ: Mit nur einer zentralen Kasse müssten die Vorarlberger wohl noch lange auf die E-Medikation warten. Noch nicht im Datenverbund sind die Krankenhäuser. Daran werde gearbeitet, kündigte Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (VP) an. (Jutta Berger, 30.11.2017)