Zwischen Hippie-Kult, Kitsch und verbrämten religiösen Phantasmagorien einer ultimativen Erlösung oszillieren David LaChapelles Farbexplosionen. Trash & Kult.

Foto: Lukas Friesenbichler

Engel und Heilige, gefallene Götter, aphrodisierende Göttinnen des Glücks, Medusen und Erinnyen, Huren und Toy-Boys, Angry Young Men, unabhängige Frauen und starke Dominas. Zumeist nackt. Ohne aber Unschuldigkeit vermitteln zu wollen wie Eva im Paradies. Not at all. Offensive Sexualität in Kombination mit der Ästhetik barocker Sakralgemälde. Trash as trash can. Kitsch meets Porn-Chic, meets Spiritualität. Kapitalismuskritik trifft auf die glattgebürstete Hochglanzästhetik der Werbeindustrie. Fashion statt Passion.

Obsessiv vermengt David LaChapelle in seinen fotografischen Tableaus ein höchst eigenwilliges Universum. Wobei die Grenzen zwischen bewusster Überfrachtung und gesellschaftlicher Anklage, zwischen Paraphrase und unfreiwilliger Parodie von jeher fließend sind. Provokation, Emotion und Empathie reichen einander die Hände. Man könnte LaChapelle als King of Trash bezeichnen. Mit seinen neuen Bildbänden überwindet er zweifelsfrei alle Grenzen. Bisweilen auch die des guten Geschmacks. However.

Faszinierende Collagen fusionieren subtil Gedanken- und Bilderwelten unterschiedlicher Kulturen und Religionen. Er inszeniert Stars, Starlets und Wannabes zu Skulpturen in acidgrellen Glitzerwelten, im Stil alter Meister und als Science-Fiction-Visionen. Visualisierte Trips, amalgamiert zu surrealen Arrangements. Love, Peace and Happiness als Kaleidoskop des Abgründigen. Hedonismus pur. (Gregor Auenhammer, Album, 7.12.2017)