Die Lehrer bilden einen Querschnitt unserer Gesellschaft – wie bei allen Berufsgruppen.

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"Wen die Götter hassen, den machen sie zum Schulmeister." Angesichts der im Forum entbrannten Diskussion zum Thema "Leistungsorientierung bei Lehrergehältern" fällt mir spontan diese Volksweisheit ein und mischt sich mit all den anderen Volksweisheiten, die mir hier begegnen. Ich bin enttäuscht und betroffen, und ich bin es langsam leid, mir ständig ans Bein pinkeln lassen zu müssen, gehöre ich doch zu den Idealisten, die diesen Beruf trotz lukrativerer und prestigeträchtigerer Möglichkeiten aus Überzeugung gewählt haben. Ja, es gibt schlechte Lehrer, verdammt schlechte sogar. Feiglinge, Faulenzer, pädagogische Trampeltiere und meine Lieblingssorte, die Misanthropen, die die Schüler im Grunde überhaupt nicht leiden können.

Die Lehrer bilden einen Querschnitt unserer Gesellschaft, genau wie das bei allen anderen Berufsgruppen der Fall ist. Sie sind nicht besser, aber auch nicht schlechter als alle anderen. Das "Feind"-Bild vom Lehrer, der für sein "überbordendes" Gehalt nur ein paar Stunden Leute sekkieren muss, ist genauso falsch oder so wahr wie jenes der Sekretärin, die sich ununterbrochen die Nägel lackiert; des Beamten, der Kaffee trinkt, während er am Schreibtisch einnickt; des Polizisten, der nicht einen geraden Satz zu Protokoll bringt; des Bauern, der für das Nichtbestellen seiner Felder fette EU-Förderungen kassiert; des Politikers, der längst korrumpiert wurde und ohnehin auf Kosten des kleinen Mannes lebt.

Ständig im Rechtfertigungseckchen

Ihr alle, die ihr euch heute noch am Lehrerbashing erfreut, passt bloß auf – vielleicht ist eure Berufsgruppe morgen dran! Hören wir auf damit und suchen wir konstruktiv Möglichkeiten, uns von jenen zu verabschieden, die besser nicht auf die Jugend losgelassen werden sollten. Alle Maßnahmen, die ich in meinem Lehrerdasein aber bislang dazu erlebt habe, zielen darauf ab oder enden letztlich damit, dass Geld eingespart wird, Leute mundtot gemacht oder die Anforderungen an die Schüler immer weiter nach unten geschraubt werden.

Stoppt diesen ständigen Generalverdacht, wir täten nichts für unser Geld! So motiviert man keine Mitarbeiter, und so wird man auch nicht jene hochqualifizierten "Superpädagogen" anlocken, die es so dringend brauchen würde. Wenn wir gedemütigt im Rechtfertigungseckchen hocken und uns, von allen Seiten gegängelt, ständig für unsere Existenz entschuldigen müssen, wie sollen wir da Vorbild sein und eure Kinder zu kritischen Bürgern und kräftigen, frei denkenden Menschen erziehen? Aber das will im Endeffekt ohnehin keiner, schon gar nicht die Politik. (Johanna Kirmann, 1.12.2017)