Der Rektor der Medizinischen Universität Wien ist fraglich, ob die zusätzlichen Ausbildungsplätze überhaupt nötig sind.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Salzburg/Wien – Neun Millionen Euro soll die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) in Salzburg für die kommenden drei Studienjahre vom Wissenschaftsministerium (BMWFW) für jährlich 25 Studienplätze bekommen. Die PMU, mit Zweitsitz in Nürnberg, verpflichtet sich im zusätzlich dazu, dass ein bestimmter Prozentsatz der Studierenden nach Ende der Ausbildung in Österreich bleibt.

Zwar dürfen Privatunis laut Paragraf 5 Privatuniversitätengesetz (PUG) "keine geldwerten Leistungen des Bundes zuerkannt werden", ausgenommen sind jedoch Gegenleistungen aus Verträgen über die Erbringung bestimmter Lehr- und Forschungsleistungen, die der Bund "zur Ergänzung des Studienangebotes der öffentlichen Universitäten" mit der Privatuni abschließt.

Zu wenig Ärzte in Österreich

Und genau damit argumentiert das BMWFW in seiner Bekanntmachung des Auftrages. Eine Planung des Gesundheitsministeriums und der Österreichischen Ärztekammer habe einen "aufgrund absehbarer Pensionierungen ergebenden Ärztefehlbedarf von rund 2.800 Stellen ab 2024/2025 bis zum Jahr 2030" prognostiziert. Dieser könne – so das BMWFW – durch Optimierungsmaßnahmen im Gesundheitswesen und durch die neue Fakultät in Linz nicht ganz abgedeckt werden. "Der Auftraggeber beabsichtigt, dem drohenden Ärztemangel ab dem Jahr 2025 durch Beschaffung zusätzlicher ärztlicher Ausbildungsplätze entgegenzuwirken", heißt es.

Für zusätzliche Lehrleistungen könnten staatliche Universitäten wegen der faktischen "Kapazitätsgrenzen" nicht herangezogen werden, so die Erläuterung des Ministeriums. Auch die Studienplatzanzahl sei rechtlich begrenzt. Stimmt nicht, heißt es von Seiten der staatlichen Medizinunis: Diese könne über eine Ergänzung zur Leistungsvereinbarung erhöht werden.

"Seltsam konstruierter Weg"

Kritik kommt von der Medizinischen Universität Wien: Neben dem "grundsätzlichen Problem der fragwürdigen Finanzierung aus Steuermitteln widerspricht die Vorgangsweise jeder Idee von Transparenz und sozialer Fairness", heißt es in einem internen E-Mail von Rektor Markus Müller. An der PMU gebe es bekanntlich Studiengebühren von jährlich 14.700 Euro und "kein öffentlich transparentes Aufnahmeverfahren".

Zudem seien fehlende Ausbildungsplätze gar nicht das Problem, sagte Müller im Ö1 Morgenjournal, sondern, dass die Medizin-Absolventen Österreich verlassen würden. Müller hält das Vorgehen des Wissenschaftsministeriums für einen "seltsam konstruierten Weg, hier öffentliche Gelder einer privaten Universität zukommen zu lassen, um noch mehr Studienplätze zu schaffen".

Der Rektor der Universität Linz, Meinhard Lukas, hält den Kauf von Studienplätzen an der PMU für eine "sehr bemerkenswerte Maßnahme". "Es muss Priorität haben, dass die Absolventen in Österreich gehalten werden. Es ist hochgradig ineffizient, immer nur an den Studienplätzen zu feilen", sagte Lukas.

Der Vertrag ist jedoch zeitlich begrenzt. Ab dem für spätestens 2028 geplanten Vollausbau der Medizin-Fakultät Linz soll der Zukauf nicht mehr nötig sein. (Oona Kroisleitner, 4.12.2017)