Der Winter ist für obdachlose Menschen besonders schwierig.

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Wien – Der Wintereinbruch und die kalte Jahreszeit treffen obdachlose Menschen besonders hart. Deshalb wirbt die Caritas der Erzdiözese Wien im Rahmen des jährlichen "Winterpakets" wieder um Spenden, damit Notquartiere, aber auch Schlafsäcke oder warmes Essen finanziert werden können. Das Geld ist derzeit aber knapp. Denn die Wiener Caritas kämpft aktuell mit einem Spendenrückgang.

Jede Nacht sind die Sozialarbeiter der Caritas derzeit in Wien unterwegs. Über das Kältetelefon erfahren sie, wo Menschen Hilfe brauchen ("Mittag in Österreich"-Beitrag).
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Generalsekretär Klaus Schwertner verwies in einer Pressekonferenz am Montag auf den kürzlich präsentierten Bericht des FVA (Fundraising Verband Austria), wonach österreichweit dieses Jahr erstmals ein leichtes Minus beim Spendenvolumen (insgesamt rund 630 Mio. Euro, Anm.) zu erwarten sei.

"Das spüren wir auch bei der Wiener Caritas", so Schwertner. Bei der Inlandshilfe betrügen die Ausfälle "ein paar Hunderttausend Euro", die etwa für das Tageszentrum "Zweite Gruft" oder das Projekt "Juca" – ein Wohnhaus für junge wohnungslose Menschen – benötigt würden.

Nachfrage "bleibt konstant hoch"

"Es ist noch nicht so dramatisch, dass wir Hilfe reduzieren müssen, aber es bereitet uns Sorgen", bat Schwertner um Unterstützung. Möglich ist das etwa mit dem "Winterpaket" der Obdachloseneinrichtung Gruft, in der Menschen ohne Dach über dem Kopf kostenlos die Nacht verbringen können. Für 50 Euro könne ein Schlafsack und eine warme Mahlzeit finanziert werden.

Die Nachfrage "bleibt konstant hoch", sagte Caritas-Präsident Michael Landau. Allein in der Gruft wurden bis Ende November heuer bereits 114.000 Mahlzeiten ausgegeben und 20.400 Nächtigungen gezählt. Dazu kommen noch 85.000 Personen, die durch den "Canisibus" mit heißer Suppe versorgt wurden, und fast 8.000 Behandlungen bei der mobilen Caritas-Arztpraxis "Louisebus".

Immer mehr junge Obdachlose

Was laut Landau auffällt: "Unsere Klienten werden immer jünger." Rund ein Drittel der Menschen, die sich wegen Wohnungsnot an die Caritas wenden, seien unter 30 Jahre. Der Präsident richtete klare Worte an die Politik, konkret an die künftige schwarz-blaue Bundesregierung: "Solange Steuergeld in Sümpfen auf weit entfernten Inseln versickert, will ich nicht mehr hören, dass wir uns den Sozialstaat nicht mehr leisten können."

Schwertner beklagte, dass es oft den Vorwurf gebe, die Armen seien selbst Schuld an ihrer Situation. Das sei eben einfacher als die Rahmenbedingungen zu ändern, die Armut schaffen. Teil des Problems seien die hohen Mieten. Landau und Schwertner appellierten deshalb an den Bund, endlich eine Mietrechtsreform anzugehen. (APA, 4.12.2017)