Zuletzt war Ulli Lommel unter anderem in der TV-Serie "Altes Geld" zu sehen, die Volksbühne Berlin widmete ihm den Revue-Abend "Fucking, Liberty!". Nun ist der Schauspieler, Regisseur und Produzent 73-jährig gestorben.

Foto: imago/Sven Simon

Wien – Manche Biografien klingen zu gut erfunden, um wahr zu sein. Im Fall des deutschen Schauspielers, Regisseurs und Produzenten Ulli Lommel verfestigt sich dieser Eindruck früh. Im Jahr 1958 zum Beispiel, zu seinem 14. Geburtstag, hat der Sohn des auch in der NS-Zeit beliebten Radiomoderators Ludwig Manfred Lommel ein Duett mit Elvis Presley gesungen. Der King war während seines Wehrdiensts nämlich im Haus nebenan stationiert.

Lommel riss dennoch bald aus und studierte an der UFA-Schauspielschule in Berlin. Sein blasser Teint, das prinzenhafte Äußere war schnell begehrt, er spielte neben Maria Schell und Hildegard Knef, ehe er von einem Theaterregisseur aus München für dessen Spielfilmdebüt verpflichtet wurde: In Rainer Werner Fassbinders Liebe ist kälter als der Tod verkörperte Lommel die Hauptrolle des Gangsters Bruno. Dass er dabei selbigem aus Jean-Pierre Melvilles Le samurai verblüffend ähnlich schaute, brachte ihm den Spitznamen "Der deutsche Alain Delon" ein.

Ulli Lommel spricht als Regisseur über die Zusammenarbeit mit Klaus Kinski im Film "Revenge of the Stolen Stars" (1985).
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Umtriebiger Allrounder

Lommel blieb aber Fassbinder treu, arbeitete in diversen Funktionen in nicht weniger als 21 Produktionen des Regisseurs. In Chinesisches Roulette, einem Melodram über die Heuchlerei einer bürgerlichen Familie, ist Lommel auch an der Seite seiner damaligen Lebensgefährtin Anna Karina zu sehen. Der umtriebige Allrounder war damals schon auf dem Sprung in internationale Gefilde: Sein Regiedebüt, das Serienmörderdrama Die Zärtlichkeit der Wölfe, betonte die lyrische Seite am Grauen, Kurt Raab verkörperte den in den 1920er-Jahren wütenden Fritz Haarmann. In New York traf Lommel danach auf Andy Warhol, zwei gemeinsame Filme entstanden, die Undergroundklassiker Blank Generation und Cocaine Cowboys.

Lommel blieb in den USA, eine besondere Vorliebe wurden ihm die grellen Obertöne des Exploitation-Fachs. 1980 gelang ihm mit dem Horrorfilm The Boogeyman ein Überraschungshit. Die Schauermär um einen bösen Spiegel nimmt ungeniert an Vorbildern Maß, lässt aber auch eine Liebe zur Überzeichnung erkennen. Als "Schlock"-Regisseur mit Hang zum Abseitigen blieb Lommel lange erfolgreich und erarbeitete sich eine treue Fangemeinde. David Schalko besetzte ihn als Doktor in seiner TV-Serie Altes Geld, die Volksbühne Berlin widmete ihm den Revue-Abend Fucking, Liberty!. Am Samstag ist Ulli Lommel im Alter von 73 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. (Dominik Kamalzadeh, 4.12.2017)