Wien – Jede fünfte ursprünglich aus Europa stammende Pflanze ist von Menschen in andere Erdteile verschleppt worden und hat sich dort etabliert. Am effizientesten passierte das bei Kulturfolgern, die in städtischen oder intensiv landwirtschaftlich genutzten Gefilden zu überleben lernten, so ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal "PNAS".

Mittlerweile sind weltweit über 13.000 Pflanzenarten in andere Regionen verbracht worden, einen – auf die Fläche bezogen – übergroßen Anteil davon trug Europa mit 2.500 Arten bei, so die Forscher um Veronika Kalusova von der Universität Brünn (Tschechien). Das sind mehr als ein Fünftel der in Europa heimischen 12.000 Gefäßpflanzen-Arten und fast so viele, wie in Österreich wachsen (3.000). Die Forscher untersuchten, welche Bedingungen die Verbreitung der europäischen Auswanderer auf anderen Kontinenten begünstigten.

"Arten, die es schon im Heimatgebiet Europa geschafft haben, sich an von Menschen extrem veränderte oder sogar neu geschaffene Lebensräume anzupassen, haben einen großen Vorteil dabei, ferne Gebiete zu besiedeln", sagte Franz Essl von der Universität Wien. Sie leben oft nahe an menschlichen Siedlungen und wirtschaftlichen Aktivitäten, was die Chancen vergrößert, dass sie über Erdreich oder verunreinigtes Saatgut verschleppt werden.

Außerdem hätten solche Pflanzen schon im Heimatgebiet quasi bewiesen, dass sie gut in von menschlichen Aktivitäten geprägten Gebieten zurechtkommen, wo sie ja mit größter Wahrscheinlichkeit nach einer Fernreise zunächst ankommen. Dadurch wurde fast jede zweite Pflanze, die in Europa in Städten oder auf Äckern vorkommen, mittlerweile auf anderen Kontinenten eingebürgert, so Essl. (APA, 9.12.2017)