Wien – Dem Thema "100 Jahre Gründung der Ersten Republik" widmen sich vier Forschungsprojekte aus verschiedenen Perspektiven, die nun im Zuge einer Ausschreibung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ausgewählt wurden. Finanziert werden die aus 31 eingereichten Projekten ausgewählten Vorhaben mit insgesamt 300.000 Euro aus dem Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die ÖAW.

Theater und Identität

Drei Forscherteams werden 2018 die Veränderungen in Politik, Verwaltung und kulturellem Leben untersuchen, die von den Umbrüchen vor rund 100 Jahren ausgelöst wurden. Elisabeth Großegger und Katharina Wessely vom Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW widmen sich in ihrem Projekt "Theater für die Republik? Das Burgtheater und seine Bedeutung für kulturelle Identitätsentwürfe in der Ersten Republik" der Frage, ob das Burgtheater den Staat bei der Konstruktion einer neuen österreichischen Identität unterstützen sollte.

Öffentliche Verwaltung

Neuland bei der Aufarbeitung von Kontinuitäten und Brüchen in der öffentlichen Verwaltung wollen Historiker der Universität Wien mit ihrem Projekt "Die große Transformation. Staatsdienst und Gemeindedienst in Wien 1918 bis 1920" betreten. Im Zentrum des Forschungsvorhabens von Peter Becker, Therese Garstenauer, Karl Megner und Thomas Stockinger steht die Arbeit von Gremien, die zwischen 1918 und 1920 die Verwaltungsumstellung in Angriff nahmen.

Politische Entscheidungsprozesse

Zwei Bände mit den Protokollen des österreichischen Staatsrates vom 16. November 1918 bis 7. März 1919 wollen Wolfgang Mueller, Gertrude Enderle-Burcel und Hanns Haas zur Publikation vorbereiten. Dadurch sollen die Dokumente zu den Entscheidungsprozessen des provisorischen Regierungsgremiums zugänglich gemacht werden. Das Projekt ist Teil einer bestehenden Kooperation des Instituts für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der ÖAW mit dem Staatsarchiv und der Gesellschaft für historische Quellenstudien (ÖGQ).

Geschlechterverhältnisse seit 1848

Etwas weiter holen Gabriella Hauch, Birgit Bader-Zaar, Johanna Gehmacher, Elisabeth Holzleithner, Maria Mesner und Birgit Sauer in ihrem Projekt "Partizipation – Repräsentation – Politik: Herausforderungen für eine geschlechtergerechte Gesellschaft" aus: Die Forscherinnen der Gesellschaft für Zeitgeschichte (ÖGZ) und der Uni Wien untersuchen, unter welchen politischen, sozialen und ökonomischen Umständen im Zeitraum von 1848 bis in die Gegenwart Veränderungen der Geschlechterverhältnisse stattfinden.

Neben den Mitteln aus dem Jubiläumsfonds stellte die Stadt Wien anlässlich des 100. Jahrestags der Republiksgründung weitere 300.000 Euro für Forschungsvorhaben im Bereich Erinnerungskultur sowie Wissenschaftsvermittlungsprojekte zum Thema "Republik in Österreich – Demokratie in Wien" zur Verfügung. Die Förderentscheidung dazu ist im Oktober gefallen. (APA, 9.12.2017)